Storytelling in unsicheren Zeiten

Fakten sind wichtig - aber sie helfen nur bedingt gegen Ängste. Viel leichter fällt es uns, anschaulichen Geschichten zu glauben. Das wusste schon Perikles im alten Griechenland - und es gilt auch heute als Erfolgsrezept in der Unternehmenskommunikation.

Um 500 vor Christus schickte der Athener Staatsmann Perikles eine Kriegsflotte gegen die Perser aus. Von Wind und Wetter her schien der Zeitpunkt günstig. Allerdings war eine Sonnenfinsternis angekündigt und einige Berater sorgten sich, dies könne von der Besatzung als schlechtes Omen gewertet werden. Also versammelte Perikles die Mannschaft an Deck und erklärte das astronomische Phänomen anhand von Fakten. Obwohl alle so taten, als hätten sie verstanden, brach, als es tatsächlich so weit war, Panik aus. Da zog Perikles seinen Mantel aus und warf ihn über den Kopf eines der meuternden Männer. „Hast du davor Angst? Nichts anderes macht der Mond mit der Sonne!“ Alle lachten und das Schiff konnte auslaufen.

Messbar, aber faktenmüde
Klar, heute leben wir in einer ganz anderen Welt. Fast alles lässt sich messen, auch im Business. Wir kennen die Kosten, den Impact, die Dauer jeder Maßnahme. Doch gleichzeitig sind wir faktenmüde geworden. Es sind so viele – und teilweise widersprechen sich die scheinbar so sicheren Zahlen, weil dieser oder jener Faktor stärker oder schwächer bewertet wurde. Zu jedem Argument gibt es auch eines dagegen. Das führt vielleicht nicht gleich zur Meuterei, zu einer Verunsicherung aber allemal.

Kleine Heldengeschichten
Das Beste gegen Verunsicherung ist, etwas einfach und anschaulich darzustellen. Das hat Perikles getan – und das tun auch wir heute in vielen Situationen. Würden Sie Ihrem Kind, wenn es Angst vor einer Schularbeit hat, statistische Zahlen auftischen, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit einer negativen Note sei? Oder erzählen Sie vielleicht eher eine Geschichte davon, wie Sie einmal selbst Angst hatten, die Situation aber schließlich meisterten?

Mit Storytelling zum Gemeinschaftsgefühl
Fakten sind unglaublich wichtig. Nur mit ihnen können wir rationale Entscheidungen treffen. Als mündige Mitarbeiterin will ich über sie informiert werden. Nur reicht das alleine nicht. Um Menschen wirklich für eine Sache – sei es die Unternehmensstrategie, eine Sparmaßnahme oder ein neues IT-Tool – zu gewinnen, muss ich sie bei ihren Gefühlen packen. Storytelling ist deshalb nicht nur das große Schlagwort der Kommunikationsbranche unserer Zeit, sondern ein Muss, damit alle an einem Strang ziehen und wir das Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das ein erfolgreiches Unternehmen braucht.

Diese Kolumne erschien in etwas veränderter Form erstmals im Hernsteiner 2-2020, dem Leadership-Magazin des Hernstein Instituts. 

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