Corona und der Crashkurs in New Work

In Krisen fallen wir oft in alte Muster zurück, versuchen, uns mit Hilfe von Bewährtem zu retten. Aber nicht diesmal. Corona hat binnen kürzester Zeit unsere Arbeitswelt umgekrempelt. Aus diesem Crashkurs in New Work sollten wir uns mehr mitnehmen als das Wissen, dass Mobile Work und Videokonferenzen funktionieren.

Changeprozesse sind schon seit Jahren das große Thema der Arbeitswelt. Kaum ein Unternehmen, das sich nicht zumindest theoretisch damit beschäftigt hat. Man schreibt Purpose und Werte fest, überlegt, Hierarchien aufzulösen, gibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas mehr Spielraum und Verantwortung und fördert die Bildung von Teams über Abteilungsgrenzen hinweg. 

Experten statt Universalgenies

Ein Auslöser dieser Entwicklung ist die Spezialisierung unserer Gesellschaft. Den Einzelnen, der das große Ganze bis in die Details hinein versteht, gibt es nicht mehr. Prozesse, Technik, Wirtschaftszusammenhänge, Kommunikation – all diese Bereiche sind so komplex geworden, dass es dafür Fachleute braucht. Führungskräfte punkten heute nicht mehr nur durch Fachwissen, sondern vor allem auch mit der Fähigkeit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter samt ihrem Nischen-Know-how zu vernetzen und Maßnahmen auf unternehmensstrategischem Kurs zu halten.

 



Kinder an der Macht?
Entscheidender Treiber der Veränderungen ist die Digitalisierung. In wenigen Jahren hat sie unser gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, unser Kauf- und Kommunikationsverhalten, unsere Freizeitgestaltung und natürlich auch unsere Arbeitsprozesse. Und noch stärker als die Technisierung allgemein stellt sie Hierarchien in Frage. Es wuchs eine Generation heran, die schon im Kleinkindalter besser mit der neuen Welt umgehen konnte als ihre Eltern. Und die heute als jugendliche Start-up-Gründer renommierten Unternehmen und ihren mittelalterlichen Bossen Konkurrenz machen. 

Braucht Change Zeit?
Start-ups agieren flexibler und mutiger als große Konzerne. Für sie ist Change selbstverständlich, während sich Big Player oft schwertun, bisher erfolgreiche Prozesse und Geschäftsmodelle über Bord zu werfen. Mancherorts ließ man sich deshalb mit dem Changemanagement viel Zeit. Man wollte Veränderungen langsam angehen, sodass sie wachsen können und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch bei den Kundinnen und Kunden nicht allzu viel Angst und Unsicherheit erzeugen.


 

Big Player im Start-up-Mode
Und dann kam der März 2020: Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus waren wie ein Stoß, der vieles, das in Vorbereitung war, ins Rollen brachte. Plötzlich wurde selbst bei großen Playern improvisiert, als wären sie Start-ups. Im März wurden innerhalb von Tagen technische Devices zusammengetragen, Remote-Zugriffe ermöglicht, Prozesse modifiziert und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten eine nie da gewesene Eigenverantwortung. In Tagen passierte das, was auf Jahre geplant war. Und mehr: Denn plötzlich wurde dort, wo es bisher starre Prozesse gab, improvisiert. Und es funktionierte – nicht immer, aber in etwa genauso gut wie vorher. 

Der Spirit des New Work
Der Spirit, der dabei entstand, riss uns aus dem Trott. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter packten über ihre Zuständigkeit hinaus zu, trafen eigenverantwortlich Entscheidungen und pfiffen dabei auf Fehler, die vielleicht passierten. Wir taten genau das, was New Work ausmacht. Und auch wenn sich die meisten mittlerweile ein Stück weit Normalität zurückwünschen, sollten wir uns aus dieser ersten Lockdown-Zeit mehr behalten als das Wissen, dass Homeoffice und Videokonferenzen funktionieren. 

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