Kommunikation für NGOs: „Der Tod ist oft ein Tabu“

Fünf Fragen an … Markus Aichelburg, den Leiter der Aktion Vergissmeinnicht des österreichischen Fundraisingverbandes, über den richtigen Draht zu Spendern, Stakeholdern und Co.

Was gab den Ausschlag dafür, das Magazin Vergissmeinnicht ins Leben zu rufen?
Einerseits wollten wir den Kontakt zu den etwa 5.000 Personen, die bereits unseren Erbschaftsratgeber angefordert haben, nicht verlieren. Immerhin haben diese Menschen mit ihrer Bestellung ja bereits ihr Interesse am Thema bekundet. Gleichzeitig nutzen wir über unsere Kooperation mit dem Lesezirkel auch die Möglichkeit, das Magazin dort zu verbreiten, wo ältere Menschen hingehen: zum Arzt, zum Friseur, ins Kaffeehaus. 

Wen wollen Sie mit dem Magazin ansprechen?
Wir möchten alle Menschen ansprechen, die sich für das Thema Testament interessieren. In der Regel beginnen sich Menschen ab 50, 60 Jahren damit auseinanderzusetzen, wie sie ihren Nachlass regeln möchten.  

Was wollen Sie damit bewirken?
Im Kern geht es um einen Denkanstoß, dass es wichtig ist, seinen Nachlass zu Lebzeiten zu regeln, und dass man beim letzten Willen auch eine gemeinnützige Organisation bedenken kann. Schließlich sind ja viele innovative Hilfs- und Kulturprojekte nur durch Testamentsspenden möglich. Diese legen also oft den Samen für etwas Neues.

Was war die größte Herausforderung bei dem Projekt?
Ein Produkt zu gestalten, das die Leute gerne lesen, also einen guten Themenmix zu schaffen. Der Tod, und damit auch das Thema Erbschaften, sind ja in unserer Gesellschaft oft ein Tabu. Wir setzen  auf handfeste Informationen von der Bestattungsvorsorge bis zur Expertenkolumne zur gesetzlichen Erbrechtsfolge. Dazu kommen Erzählungen über die Motive von Testamentsspendern sowie Geschichten über die vielfältige Hilfe der NGOs, garniert mit Unterhaltungselementen wie einem Promi-Wordrap. Für die rechtlichen Inhalte arbeiten wir mit der Notariatskammer zusammen. Intern bestand die größte Herausforderung darin, die ganze Bandbreite abzubilden, die die 89 völlig unterschiedlichen gemeinnützigen Organisationen der Initiative Vergissmeinnicht abdecken. 

Im Kern ist das Vergissmeinnicht-Magazin ein Fundraising-Tool. Sind Sie hier auch gelegentlich mit dem Vorwurf der Erbschleicherei konfrontiert?
Das kann schon vorkommen. Wir können hier aber gut schlafen, denn wir handeln nach strengen ethischen Richtlinien und achten wirklich sehr darauf, Menschen nicht zu etwas zu überreden. Wir schaffen vielmehr ein Angebot für jene, denen es ein Bedürfnis ist, über ihren Tod hinaus etwas zu bewirken. Viele Testamentsspender sind schon zu Lebzeiten Tierschützer oder Fans klassischer Musik, setzen sich für notleidende Kinder in Afrika oder politische Gefangene im Iran ein. Diese Ziele möchten sie mit ihrem Nachlass weiter unterstützen. Besonders für Leute, die keine nahen Verwandten haben, ist das eine Option.

„Vergissmeinnicht – die Initiative für das gute Testament“ vereint 89 gemeinnützige Organisationen aus den Bereichen Umwelt- und Tierschutz, Soziales, Kultur, Wissenschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechte, darunter viele sehr bekannte wie das Rote Kreuz, Vier Pfoten oder Amnesty International. Ziel ist es, über das Erbschaftsrecht und die Möglichkeiten gemeinnütziger Testamente und Vermächtnisse zu informieren.

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Markus Aichelburg, Leiter der Aktion Vergissmeinnicht, Foto: © Lilli Strauss

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