Neues Storytelling-Buch: Für Einsteiger vielleicht ganz nützlich

Pia Kleine Wieskamps neues Buch „Storytelling: Digital – Multimedial – Social“ will ein „Baukasten zum Erstellen individueller Geschichten“ sein. Dieser Anspruch ist wohl zu hoch – aber einzelne Werkzeuge kann man durchaus herauspicken.

Beitrag von Mag. Udo Schimanofsky

Welche Tools stehen einem Storyteller zum Erstellen von Storyboards, Grafiken oder Infografiken bzw. zum Sammeln von Inhalten zur Verfügung? Wie ist eine gute Story aufgebaut? Von welchen Best-Practice-Beispielen kann man sich etwas abschauen? All das zu erklären versucht ein neues Sachbuch, das im Juli im Hanser Verlag erschienen ist. Unter dem Titel Storytelling: Digital – Multimedial – Social. Formen und Praxis für PR, Marketing, TV, Game und Social Media soll eine praktische Hilfe für Storytelling-Einsteiger geboten werden. Wir waren neugierig, ob dieses Buch unsere Kunden in Marketing und HR interessieren könnte, und haben uns eingelesen.

Pia Kleine Wieskamp (Hrsg.)
Storytelling: Digital – Multimedial – Social
Formen und Praxis für PR, Marketing, TV, Game und Social Media
07/2016, 302 Seiten, komplett in Farbe
Buch: € 30,00 (ISBN 978-3-446-44645-8)
E-Book: € 23,99 (ISBN 978-3-446-44810-0)


Ein Ratgeber quer durch den Rübengarten

Gleich vorweg: das Buch selber ist kein gutes Beispiel für kohärentes Storytelling. Von der anfänglichen Frage „Was ist Storytelling?“, die mit Verweis auf Wikipedia beantwortet wird, plätschert der Gedankenstrom scheinbar ohne Ziel und Plan munter drauflos. Ideen und Einschätzungen der Herausgeberin sind mit einem knappen Dutzend von „Expertenbeiträgen“ durchsetzt. Das führt mitunter zu Wiederholungen und Widersprüchen: Ein Experte sieht die Zukunft des Storytellings in journalistischem Arbeiten, ein anderer prangert die unglaubwürdige Objektivitätsmaske des journalistischen Tonfalls an. Kaum einmal kommentiert Pia Kleine Wieskamp die Beiträge oder stellt einen Zusammenhang zu den übrigen Inhalten her.

Viele Fragen, wenig Antworten
Die Fragen, die gestellt werden, sind zwar durchaus praxisorientiert: Wie kann man Geschichten strukturieren? Wie kann man sie im Marketing einsetzen? Welchen Prozess durchläuft ein Team beim Erarbeiten einer Geschichte? Die Antworten lassen allerdings zu wünschen übrig: Modelle, Tools und Richtlinien suggerieren, eine gute Story sei lediglich eine Frage des richtigen Kochrezepts. Man hat den Eindruck, mit ein bisschen Know-how könne jeder zum neuen Shakespeare werden. Dabei sind wirklich praktische Umsetzungshilfen im Buch rar.

Stierln in der Rumpelkammer
Immerhin stellt das Buch ein paar herausragende Beispiele zu erfolgreichem Storytelling in verschiedenen Medien vor, von Siemens’ „/answers“-Kampagne über Red Bulls Comics bis zu interaktiven und crossmedialen Projekten wie „Tatort Plus“. Wer sich in den letzten Jahren allerdings ein bisschen mit Storytelling beschäftigt hat, kennt diese Kampagnen bereits.

Lieber doch zum Profi
Die da und dort präsentierten Software-Tools sind teilweise ganz nett – aber selten mehr als das. Meistens handelt es sich um Freeware für Laien, die bei aller Benutzerfreundlichkeit Profiergebnisse nicht zulassen. So wurden einige Buchillustrationen mit empfohlenen Programmen erstellt. Einem professionellen Grafiker dreht es beim Anblick aber eher den Magen um.

Das Beste kommt zum Schluss
Als durchaus nützlich für Einsteiger könnte sich das letzte Kapitel des Buches, „Checklisten, Materialien“, erweisen. Hier wird man anhand von Leitfragen Schritt für Schritt durch die Konzeption und Umsetzung einer Geschichte begleitet. Sich danach zu richten, genügt zwar nicht, um ein guter Storyteller zu sein, aber es kann wenigstens helfen, einer zu werden.

 

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