Neues Gesetz: „CSR-Reporting gewinnt an Bedeutung“
Die neue Pflicht zur Berichterstattung bringt manch heimische CSR-Verantwortliche ordentlich ins Schwitzen. Daniel-Sebastian Mühlbach von der Österreichischen Post über Fragen wie: Ein integrierter Bericht oder lieber zwei getrennte? GRI oder SDGs? Und was für ein CO2-Ziel sollen sich Unternehmen eigentlich setzen?
Bereits für das Geschäftsjahr 2017 müssen in Österreich große Unternehmen von öffentlichem Interesse ausführliche nichtfinanzielle Informationen offenlegen. Das ist im Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) geregelt. Die Österreichische Post gehört mit über 21.000 Mitarbeitern und einer Notierung an der Wiener Börse zu den betroffenen Unternehmen. Wir haben mit Daniel-Sebastian Mühlbach, Leiter CSR und Umweltmanagement, über aktuelle Trends im CSR-Reporting gesprochen.
Die Österreichische Post berichtet bereits seit Jahren über ihre Nachhaltigkeits-Performance. Hat sich für Sie oder andere große Unternehmen durch die neuen gesetzlichen Regelungen überhaupt etwas geändert?
Daniel-Sebastian Mühlbach: Ja, das CSR-Reporting gewinnt an Bedeutung. Der Bericht muss nun beispielsweise beim Firmenbuch eingereicht werden. Die nichtfinanzielle Berichterstattung muss außerdem durch den Aufsichtsrat inhaltlich geprüft werden und dieser muss in der Hauptversammlung darüber Bericht erstatten. Aber natürlich ist die Umstellung viel größer für jene Unternehmen, die bisher in diesem Bereich gar nichts gemacht haben. Da steigt der Druck jetzt für einige ordentlich, weil sie quasi von null weg alles aufbauen müssen. Noch schwieriger wird es dadurch, dass das Gesetz nicht in jeder Hinsicht ganz eindeutig formuliert ist.
Die Post veröffentlicht drei Monate nach dem Geschäftsbericht einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht. Gibt es bei zwei getrennten Publikationen nicht viele inhaltliche Überschneidungen?
Wir versuchen, Redundanzen zu vermeiden. So behandeln wir das Risikomanagement im Geschäftsbericht sehr ausführlich, im Nachhaltigkeitsbericht verweisen wir dann nur auf diese Darstellung. Beim Thema Corporate Governance ist es umgekehrt, das findet im Nachhaltigkeitsbericht mehr Platz. Das hat zur Folge, dass der Leser im Fall des Falles in zwei Publikationen blättern muss. Aber andernfalls hätte er eine Riesenschwarte in der Hand. Außerdem können bei getrennten Berichten die Zielgruppen präziser angesprochen werden.
An welche Zielgruppen richtet sich der Nachhaltigkeitsbericht der Post hauptsächlich?
Eine wichtige Zielgruppe sind unsere Geschäftskunden. Unternehmen wie etwa Versandhändler oder Banken, die eine große Anzahl an Briefen oder Paketen versenden, fragen oft nach einem Nachhaltigkeitsbericht. Denn die Nachhaltigkeitsbeauftragten in diesen Unternehmen müssen auch über ihre Lieferanten Rechenschaft ablegen. Und ihre Kunden achten ebenfalls immer mehr auf CO2-neutrale Zustellung. Für unsere großen Geschäftskunden ist „green delivery“ heute zumeist eine Grundbedingung für einen Auftrag. Grundsätzlich richten wir uns aber an die gesamte interessierte Öffentlichkeit. Die Post hat schließlich eine sehr hohe Markenbekanntheit und wird in den Medien immer wieder thematisiert. Der Bericht liegt etwa bei Events, aber auch im Unternehmen für die Mitarbeiter auf. Die Nachhaltigkeitsberichte sind zudem auch für uns selbst – für die Mitarbeiter im CSR-Team oder in der Kommunikationsabteilung – wichtig, weil sie einen internen Content-Pool darstellen. Auf diesen können wir im Laufe des Jahres immer wieder zugreifen, etwa wenn wir Pressemitteilungen oder Artikel für die Mitarbeiterzeitschrift verfassen.
Zählen auch Investoren zur Zielgruppe?
Ja, wenn unsere Investor-Relations-Experten Roadshows besuchen, also vor Investoren unser Unternehmen präsentieren, dann hat mittlerweile rund jeder zehnte Anleger auch Fragen zu Nachhaltigkeitsthemen. Das ist zwar immer noch keine Mehrheit, aber diese Gruppe wird größer, vor einigen Jahren hat sich fast niemand dafür interessiert. Eine wichtige Zielgruppe für uns sind darüber hinaus ESG-Rating-Agenturen, die Unternehmen hinsichtlich ESG-Kriterien (ESG steht für „Environment, Social, Governance“, Anm. d. Red.) bewerten und damit Entscheidungsgrundlagen etwa für Fonds schaffen, die nachhaltig investieren wollen.
Wieso nimmt der Post-Bericht sowohl auf die GRI-Richtlinien, den internationalen Standard für Nachhaltigkeitsberichte, als auch auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO Bezug – ist das nicht zu viel des Guten?
Das machen nicht nur wir, das ist generell ein Trend. Die SDGs lassen sich gut auf Unternehmen herunterbrechen – im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Millennium Development Goals (MDGs) – und mit den GRI-Richtlinien verbinden.
Wie beurteilt die Post eigentlich, ob sie mit ihrer ökologischen Performance zufrieden ist?
Früher haben wir einfach überlegt: Welche Reduktion des CO2-Ausstoßes ist mit einer gewissen Anstrengung realistisch? In den vergangenen Jahren haben wir so immerhin eine Verringerung um rund 20 Prozent geschafft. Seit 2016 sind wir nun Mitglied der „Science-based Targets“-Initiative, als eines von bisher nur vier österreichischen Unternehmen. Mit Hilfe dieser Initiative, die unter anderem von der UNO und dem WWF getragen wird, kann jedes Unternehmen auf wissenschaftlicher Basis seinen Beitrag zum globalen Zwei-Grad-Ziel berechnen lassen. Für die Post bedeutet das, dass die CO2-Emissionen bis 2025 um weitere 14 Prozent sinken müssen.
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Daniel-Sebastian Mühlbach leitet die Abteilung für CSR und Umweltmanagement bei der Österreichischen Post. Foto © Österreichische Post AG
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