Fernbeziehung auf Zeit – mein Homeoffice

Von daheim zu arbeiten ist für viele von uns eine Umstellung, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Für mich war es technisch nicht sonderlich herausfordernd. Unsere IT hat alle Zugänge, wo sie nicht ohnehin schon bestanden haben, rasch eingerichtet. Und daheim war praktisch alles da: ein eigener Schreibtisch mit Notebook an der Docking-Station mit separatem Bildschirm im Arbeitszimmer, und sogar ein Drucker.

Nur die Hardware musste ich etwas aufrüsten: Am ersten Tag, die Elektronikläden hatten noch offen, habe ich einen größeren Bildschirm besorgt. Denn auf meinem alten Monitor hätte ich in den Redaktionstabellen immer wieder von rechts nach links und zurück scrollen müssen, um alle Spalten zu sehen. Das ist vielleicht in Ordnung, wenn man nur wenige Tage damit arbeiten muss, aber nicht für mehrere Wochen.

Zusammengewürfelt
Seit Freitag, 13. März, teile ich also meine Arbeitsumgebung mit zwei weiteren MitarbeiterInnen, die jedoch mit meinem Job nicht viel am Hut haben – quasi ein Patchwork-Co-Working-Space. Trotzdem sind wir ein super Team! Er ist mein Lieblings-ITler und kann mir sogar im Source-Code nachschauen, warum sich mein Profilbild zum Beispiel nicht hochladen lässt. Und sie ist lieb, aber auch mal lästig. Sie läuft durchs Bild, versperrt mir den Zugang zur Tastatur und lädt Katzenhaare ab, bevor sie wieder vom Schreibtisch springt.

Das doppelte Kätzchen
Ich sag es ganz offen, vorher war ich nie ein Fan von Videofonie. Warum manche etwa in der U-Bahn einen Videocall machen, habe ich nicht verstanden. Jetzt freue ich mich, wenn ich meine Kolleginnen und Kollegen sehe und sogar einen Einblick in deren Küchen und Wohnzimmer kriege oder die Tochter, von der im Büro oft erzählt wird, durchs Bild läuft und winkt. Mitunter offenbart sich Ungeahntes, beispielsweise dass der Kater meiner Kollegin genau gleich ausschaut wie meine Katze.

Die Trennung zwischen beruflich und privat ist, zu einem gewissen Grad, nicht mehr gegeben. Man lernt sich neu kennen, obwohl und gerade weil man räumlich getrennt ist. Apropos Trennung: Ich versuche schon, die Arbeit nur hier am Schreibtisch auszuüben. Und im Wohnzimmer gilt dann Entspannen bzw. das süße Nichtstun.

Zeit, Sonne und Kaffee
Homeoffice hat einige Vorteile, man ist weniger abgelenkt und hat mehr Zeit, sich Gedanken zu machen. Andererseits fehlt oft der Motivationsstoß von den anderen – man muss sich aktiv um die Zusammenarbeit bemühen. Dafür ist manches obsolet geworden, zum Beispiel der Arbeitsweg. Deshalb sitze ich nun immer gut eine Stunde früher als sonst vor dem Rechner und bin eine Stunde früher fertig.

Mittags die Sonne am Balkon genießen, auch das ist jetzt möglich. Essen und Kaffee sind deutlich besser als im Büro, dafür muss ich aber auch selbst kochen. Ich versuche, einfache, schnelle Gerichte zuzubereiten. Einmal gab es zum Beispiel Eieromelett mit Oliven, Artischocken, Käse und Thymian mit einem großartigen Nussbrot. Herrlich! 

Ein Schritt nach dem anderen
Am meisten fehlen mir meine Kolleginnen und Kollegen und – ja, das wundert mich selbst – der Fußmarsch zur S-Bahn-Station zwei Mal am Tag. Großer Leidtragender dieser Situation ist nämlich mein Schrittzähler: Das Tagesziel von 8.000 Schritten wäre ja nicht sonderlich ambitioniert, aber daheim schaffe ich oft nicht mal 1.000 Schritte. Dafür habe ich jetzt eine App mit Dehnungsübungen installiert. Wir arbeiten daran, uns anzufreunden.  


Der Bildschirm zu klein, die Katze zu groß – so konnte das nicht weitergehen.

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