Datenjournalismus: Erst die Zahlen, dann die Story

Es gibt viele Wege, zu einer guten Story zu kommen. Datenjournalismus ist einer davon. Wenn wir Zahlen in neue Zusammenhänge stellen, erzählen sie uns Geschichten, auf die wir sonst nie gekommen wären.

Meist sucht man zu einem Thema passende Zahlen, etwa um eine Aussage zu belegen oder einen Artikel mit einer relevanten Infografik zu ergänzen. Datenjournalismus geht den umgekehrten Weg: Die Zahlen sind der Anfang, man setzt sie miteinander in Beziehung und validiert, ob ein statistisch relevanter Zusammenhang gegeben ist. Daraus entsteht dann erst die Geschichte. Dafür braucht es ein gutes Verständnis für Zahlen – und Zeit. Denn die Recherchen und Berechnungen sind durchaus aufwendig. Und es kommt vor, dass am Ende nichts dabei rauskommt.

Die Pionierin Florence Nightingale
Unter den Pionieren des Datenjournalismus war eine Frau: Krankenschwester Florence Nightingale konnte 1858 in ihrem Bericht an das britische Parlament mithilfe von Zahlen belegen, dass ein Großteil der Soldaten nicht durch Kugeln, sondern durch vermeidbare Krankheiten starb. Dadurch machte sie sichtbar, welchen Einfluss Hygienemaßnahmen auf die Verbreitung von Krankheiten haben.

Der Zusammenhang ist wichtig
Für mich ist es spannend und lehrreich, mich durch eine Studie zu arbeiten und passendes Material zu recherchieren. Dabei ist es nicht nur wichtig, relevante Zahlen zu verwenden, sondern vor allem auch, diese nicht aus dem Zusammenhang zu reißen. Denn damit könnte man Tatsachen massiv manipulieren und scheinbar doch beweisen. Voriges Jahr habe ich dazu ein zweitägiges Seminar zum Thema Datenjournalismus und Datenvisualisierung besucht. Dabei habe ich viele Recherche- und Visualisierungstools ausprobiert – und habe seither großen Respekt vor Pivot-Tabellen.

Verblüffende Ergebnisse
Großartig ist, dass immer mehr Daten zur Verfügung stehen. Open-source-journalism bedient sich frei zugänglicher Quellen. Und damit wurde schon Bedeutendes ans Tageslicht gebracht, etwa die Hintergründe zum Absturz des Malaysia-Airlines-Flugs über der Ukraine im Jahr 2014. Gerade in Corona-Zeiten, wo etwa Feldversuche für die Sozialwissenschaften aufgrund von Abstandsregelungen schwierig durchführbar sind, gewinnt das Auswerten von vorhandenem Datenmaterial an neuer Bedeutung.

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