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Neues Sachbuch über Visual Storytelling

Mit Bildern Geschichten erzählen: Ein neuer Praxisleitfaden aus dem Hanser-Verlag widmet sich den vielen Facetten des „Visual Storytelling“ – versucht dabei aber leider, mit einer Textflut zu erklären, wie starke Bildsprache funktioniert. Trotzdem: teilweise empfehlenswert.

Geschichten wecken Emotionen und machen Marken erst richtig erinnerungswürdig. Kein Wunder also, dass viele Unternehmen auf Storytelling setzen. Noch stärker ist der Effekt, wenn man guten Storys eine ansprechende Optik verleiht. Denn Bilder schaffen vielfältige Assoziationen, transportieren komplexe Inhalte und verankern diese besser im Gedächtnis der Rezipienten. 

Wir denken in Bildern
Studien zufolge sind Worte Schall und Rauch: Wir erinnern uns nur an zehn Prozent von dem, was wir hören – sorry, Podcasts! –, und an 20 Prozent von dem, was wir lesen – das finde ich als Redakteurin jetzt weniger gut. Dafür prägen wir uns 80 Prozent von dem ein, was wir sehen und tun. Das belegt wieder einmal, welch wichtigen Job meine Kolleginnen aus der Grafik leisten.

Von Aristoteles bis Maslow
Um dieses Visual Storytelling geht es im gleichnamigen Ratgeber, und zwar sehr umfassend. Jedenfalls spannt die Autorin auf den nahezu 500 Seiten einen Bogen von Aristoteles zu Pixar. Sie beschreibt Grundsätzliches: Etwa, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen und welche optischen Reize sie nutzen, um sich zu orientieren. Und sie bringt Erkenntnisse aus Semiotik und Farbenlehre. Man liest hier etwas über Kunstgeschichte, dort über Corporate- Identity-Grundlagen. All das spickt Pia Kleine Wieskamp mit bekannten Credos aus dem Marketing wie „Show, don’t tell“ und Maslows Bedürfnispyramide. Weiters erzählen 15 Experten aus der Praxis – vom Autor bis zum YouTuber – aus ihrer Praxis.

Kreativität nach Schema F
Hört sich an, als ob das Werk ein Sammelsurium wäre? Ist auch so. Vieles wird angerissen, weckt durchaus auch Interesse – aber dann fehlt die Tiefe. Auch der im Titel versprochene Fokus auf die Bildebene geht immer wieder verloren, etwa wenn Design-Thinking-Methoden behandelt werden. Und die Kapitelzusammenfassungen sind voller abgenutzter Schlagworte wie Kreativität, Mut und Emotionalität.

Zwar versucht das Buch, durch Icons Orientierung zu schaffen, dennoch misslingt genau das, was im Untertitel versprochen wird. Statt mit Bildern auf den Punkt zu kommen, muss der Leser sich durch 500 sehr textlastige Seiten ackern. Und dabei findet man durchaus den einen oder anderen vergrabenen Schatz. So zum Beispiel, welche Urthemen Geschichten besonders emotional wirken lassen, welche Archetypen gleich verstanden werden und was sofort Bilder im Kopf erzeugt. Auch die Schritt-für-Schritt-Anleitungen, beispielsweise für die Entwicklung eines Styleguides, und die Checklisten zum Schluss, etwa für das Briefing an den Fotografen, sind hilfreich.

Außerdem eignet sich das Buch wohl dafür, Einsteigern ins Storytelling einen Überblick zu verschaffen. Dass diese recht allgemeinen, eher didaktisch aufbereiteten Inhalte entscheidend dabei helfen, markante visuelle Geschichten zu erzählen, bezweifle ich allerdings. Da hat sich Pia Kleine Wieskamp wohl zu viel vorgenommen.

Mehr Infos zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es auf der Seite des Hanser-Verlags

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Pia Kleine Wieskamp
Visual Storytelling im Business:
Mit Bildern auf den Punkt kommen
489 Seiten, fester Einband
€ 39,90, E-Book inside
Erschienen im Hanser-Verlag
ISBN: 978-3-446-45437-8

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