Headlines für Onlinetexte: Welche Überschriften werden geklickt?
Printjournalismus und Online-Content funktionieren unterschiedlich. Vor allem wenn es darum geht, gute Headlines zu formulieren.
Als ich meine Karriere als Magazin-Texterin begann, galten Headlines in Frage-Form noch als No-Go. Heute sind sie eine der besten Möglichkeiten, auf Google gefunden zu werden. Denn: Im Idealfall ist eine Online-Headline so formuliert wie die Suchanfrage des Lesers oder der Leserin. Und sie darf nicht zu lang sein, weil Google sonst beinhart den Text abschneidet. „Seit ich als Kind mein erstes Gokart bekam, hatte ich den Traum, Rennfahrer zu werden“ ist zwar eine schöne Interview-Headline für ein Printmagazin, online jedoch kein Bringer.
4 Tipps für bessere Online-Headlines
Die Frage: Mein Blogtext hier arbeitet mit einer Frage in der Headline – und vielleicht haben Sie als Leserin oder Leser ja genau danach gesucht. Fragen als Headlines funktionieren besonders gut für Service- und Erklärtexte. Damit sie nicht als billiger Clickbait empfunden werden, sollte die Frage nicht zu banal sein und nicht schon im Vorhinein eindeutig beantwortet werden können. Und selbstverständlich muss ihr im Text nachgegangen werden.
Das Listicle: Listicles funktionieren für Service- und Erklärtexte ebenfalls bestens. Sie zeigen den Leser:innen, dass sie schnell und strukturiert Antworten auf ihre Fragen erhalten, und sind deshalb ausgesprochen beliebt.
Die Identifikationsheadline: Sie zielt darauf ab, zwischen Leser:innen und Autor:in ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, und eignet sich besonders für emotionale Themen bzw. Texte, über deren Inhalt bereits ein Grundkonsens herrscht. Um eine passende Headline zu finden, muss ich mich einfach fragen: Welche Gefühle kommen bei diesem Thema auf?
Hier ein paar Beispiele:
• Angst vor Jobverlust ist ganz normal
• Teambuilding macht nicht allen Spaß
• Unternehmenskommunikation: Bitte nicht noch einen Kanal
Die Hinweis-Überschrift: Sie gibt sofort einen Hinweis darauf, worum es im Text gehen wird. Als Klassiker funktioniert sie auch in Print bestens und eignet sich für fast alle Textformen, so beispielsweise auch für Online-Interviews. Wichtig ist allerdings, dabei nicht zu langweilig oder zu allgemein zu werden. Tipp: Wählen Sie das spannendste Detail aus Ihrem Artikel und verbinden Sie es mit dem allgemeinen Thema. Für gute SEO-Optimierung sollte das allgemeine Thema gleich zu Anfang der Headline genannt werden, weil es das Keyword enthält.
Hier ein paar Beispiele:
• Gender-Diversity: Wenn Buben im Fasching als Eisprinzessin gehen
• Verhütungsmethoden im Check: Pille mit am sichersten
• Dampfbad für daheim: Besonders entspannend mit Infrarot-Paneel
Wortspiele: Auch in Online-Überschriften?
Man kann bei Wortspielen viel falsch machen. Nichts ist schlimmer als ein Wortspiel, das nicht funktioniert oder völlig falsche Assoziationen weckt. Einen „Shitstorm, der sich gewaschen hat“ möchte ich mir beispielsweise eher nicht vorstellen. Und „Hochhaus will hoch hinaus“ ist Unsinn, denn ein Haus will gar nichts.
Wenn Wortspiele allerdings gut gemacht sind, wirken sie unverwechselbar und witzig, machen neugierig, bleiben in Erinnerung und ziehen die Leser:innen in den Text hinein. Die Spiegel-Headline „Er hebe hoch“ zum 100. Geburtstag des BH halte ich für großartig. Gut gemachte Wortspiele gelten nicht ohne Grund als die Königsklasse der Überschriften-Kreation im gedruckten Magazin.
Aber ob gut gemacht oder nicht – online funktionieren sie in den seltensten Fällen, allein schon, weil ein Wortspiel kaum je die richtigen Phrasen und Keywords für die Suchmaschinenoptimierung enthält. Das lässt sich zwar umgehen, indem man mit einer Dachzeile arbeitet und diese für die Suchmaschine als relevant (H1) markiert. Allerdings hat man dann für SEO immer nur das Keyword oder eine sehr kurze Phrase, die in der Dachzeile Platz hat, zur Verfügung. stern.de macht das so. Die arrivierte Traditionszeitung verzichtet damit auf Clickbringer wie Listicals und Fragen. Und das kann sich nicht jedes Online-Medium leisten.
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