Fifteen Seconds Festival: Fünf große Zukunftstrends

Zwei Tage, fünf Stages, 130 internationale Speaker und 4.100 Besucher: Das Fifteen Seconds Festival in Graz hat mittlerweile eine – vor allem für österreichische Verhältnisse – unglaubliche Dimension erreicht. Auch wir von Egger & Lerch waren vor Ort.

Beitrag von Mag. (FH) Brigitte Radl

Der Erfolg des „Festivals für Vordenker“ ist dem Engagement einer jungen Truppe geschuldet, die zum wiederholten Mal Top-Vortragende aus der ganzen Welt gewinnen konnte. Inhaltlich gab es, wie auf Konferenzen üblich, inspirierende Glanzlichter und ungeahnt positive Überraschungen genauso wie alte Hüte und Enttäuschungen. Für mich haben sich fünf Generalthemen herauskristallisiert, die insbesondere auch für die Kommunikationsbranche bedeutsam sind.

1. Technologien und Daten sind Trumpf
Der kreative Einsatz von neuen (und bereits bekannten) Technologien ist Innovationstreiber Nummer eins. Damit einher geht natürlich auch die Nutzung von (Big) Data. Beispiele aus dem Kommunikationsbereich gab es auf der Konferenz genug – vom Virtual-Reality-Adlerflug des Red Bull Media House über coole Weltraumtechnologien der European Space Agency und digitales Storytelling mittels Big Data bei General Electric bis hin zur Wandlung der „Washington Post“ vom Traditionszeitungshaus zum innovativen Technologieunternehmen unter der Führung von Amazon-Gründer Jeff Bezos.

2. Die Experience Economy
Von Content spricht niemand mehr, auch nicht Vertreter der Medien- und Publishing-Branche. Stattdessen ist jetzt die Rede von (digitalen) Experiences, die inspirieren und animieren, Emotionen wecken, Marken lebendig machen – und das Leben der Menschen verbessern sollen. Ein neues Buzzword und eine konsequente Weiterentwicklung: Schon Content Marketing und Content Strategy haben Wurzeln im User Experience Design und wollen für die Nutzer relevante und wertvolle Inhalte kreieren. Darum geht es weiterhin, nur dass die Fokussierung auf Kanäle obsolet geworden ist und nicht mehr einzelne Inhalte, sondern ganze Erlebniswelten designt werden. Wie das funktionieren kann, zeigten etwa Kreative von Warda Network anhand von drei Beispielen. Content bleibt aus meiner Sicht dennoch der entscheidende Wirtschaftsfaktor – auch in der Experience Economy.


3. Nachhaltigkeit als Business-Modell

Bewusster Umgang mit Ressourcen, Umweltschutz, nachhaltiges Wirtschaften – darüber wurde am Festival häufig gesprochen. Dass es sich dabei nicht nur um einen kurzlebigen Hype handelt, ist klar. Doch Håkan Nordkvist, Head of Innovation von IKEA, erzählte in seiner Keynote davon, wie Nachhaltigkeit als Innovationstreiber funktionieren kann – und damit zum Businessmodell der Zukunft wird. Ein Beispiel: IKEA verkauft Solaranlagen zu einem erschwinglichen Preis. Da das schwedische Einrichtungshaus 200 Millionen Kunden hat, leistet es damit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, selbst wenn nur ein Prozent der Kunden das Produkt kauft.



4. Experimente erwünscht, Fehler o. k.
Lean Development, Scrum, Rapid Prototyping und andere agile Arbeitsmethoden sind nicht mehr auf die Softwareentwicklung beschränkt, sondern werden auch im Projektmanagement und in der Produktentwicklung eingesetzt – und das nicht mehr nur in hippen Technologie-Start-ups. Die iterativen und inkrementellen Verfahren ermöglichen es, schnell Ergebnisse bzw. Prototypen zu entwickeln und am Markt zu testen. Stellt sich die Entwicklung als Flop heraus, ist das nicht schlimm, denn es wurden nicht viele Ressourcen investiert, und man geht zur nächsten Idee über. Wie fünftägige Design Sprints funktionieren, erzählte Adam Perlis, Design/UX Director des „TIME Magazine“ in einer großartigen Keynote. Überraschung: Auch die APA nutzt die Methode in ihrem neuen medialab, um zu innovativen Lösungen zu gelangen.

5. Leadership auf Augenhöhe
Innovative Unternehmen leben eine Kultur, die es ihren Mitarbeitern erlaubt, kreativ zu sein, Trends aufzugreifen und Ideen schnell umzusetzen. Bereitschaft zur Veränderung ist die Voraussetzung dafür. Das hat auch mit Leadership zu tun: Die Hierarchien werden flacher, manche Unternehmen schaffen sie ganz ab. Ein Beispiel ist der Taschenproduzent Freitag, der sein gesamtes Management aufgelöst und die Autorität auf unterschiedliche Personen bzw. Rollen aufgeteilt hat – der Fachbegriff dafür lautet Holacracy. Einen guten Überblick über die Themen Organisationen der Zukunft, Management und Human Resources gab die Panel Discussion „The End of Work: How Company Culture Copes with the Automatization of Employment“.

Weitere Infos zum Fifteen Seconds Festival 2017:

© Fotos: Fifteen Seconds / Warda Network & Niki Pommer

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