„Die Influencer-Blase kann nur platzen“

Noch setzen viele Unternehmen auf „Influencer Marketing“. Ist das Ende des Booms nahe?

Kreativer Content über das eigene Unternehmen, der noch dazu von einer vertrauenswürdigen Quelle verteilt wird – was könnte man sich als Marketingverantwortlicher mehr wünschen? Kein Wunder also, dass Influencer in den vergangenen Jahren rasant an Bedeutung gewonnen haben: Personen also, die auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen über eine große Zahl an Fans, Friends und Followern verfügen. Wir haben uns für einen Artikel in „retail“ das Phänomen am Beispiel Ikea ein wenig genauer angesehen. Die Fachzeitschrift „retail“ wird vom Handelsverband herausgegeben und von Egger & Lerch redaktionell betreut.

Es geht nicht um Reichweite
Warum setzt ein Unternehmen wie Ikea überhaupt auf Influencer? Nicht wegen der Reichweite, die kann zumindest der Möbelriese auch mit anderen Mitteln generieren. „Für uns geht es darum, in eine Nische hineinzukommen, eine bestimmte, spitze Zielgruppe anzusprechen, die wir sonst nur schwer erreichen“, erklärt Social-Media-Managerin Johanna Amirian. Junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren würden keine klassische Werbung mehr konsumieren, sondern seien eben auf Snapchat und Co aktiv.

Tausche Kleiderschrank gegen Video
Und wie kann eine Kooperation mit einem Influencer konkret aussehen? Johanna Amirian erzählt von einer gemeinsamen Aktion mit der österreichischen Lifestyle-Bloggerin Nina Radman alias „Berries and Passion“. Die Bloggerin erhielt einen neuen Kleiderschrank, dafür filmte sie den Kaufprozess und das Aufbauen. Das Video wurde auf YouTube mehr als 200.000 Mal gesehen, einen Blogbeitrag und Instagram-Posts gab es ebenfalls. „Bei unseren maximal zehn Kooperationen ist kein Geld geflossen“, sagt Amirian. „Wir statten Influencer nur etwa mit Möbeln aus, über die sie dann berichten.“

Ist das Ende nah?
Influencer Marketing ist im Idealfall deswegen erfolgreich, weil die neuen Social-Media-Stars über eine hohe Glaubwürdigkeit verfügen – genau die ist aber in Gefahr, wenn die Zahl der Kooperationen mit Unternehmen ständig zunimmt. Gerade in Österreich gibt es in den jeweiligen Bereichen – zum Beispiel beim Thema Wohnen – eine sehr überschaubare Zahl an relevanten Influencern, die laut Amirian mit Goodies und Partyeinladungen geradezu überschüttet werden. Wenn jedes zweite Posting einen „Sponsored“-Hashtag hat, dann sei das für die Leserschaft nicht mehr ernst zu nehmen. „Sie geben sich einfach für zu viel her“, sagt die Ikea-Managerin. „Das schwächt die Glaubwürdigkeit. Influencer Marketing in Österreich ist eine Blase, die nur platzen kann.“

 

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