Coaching für Frauen: „Bloß nicht das Kindchenschema bedienen!“

Wie verschaffe ich mir Gehör? Wie verhandle ich mein Gehalt? Wie bekomme ich Respekt? Als Frau braucht man hier extra-gute Strategien, meint „ADA Power Woman-Gründerin Kosima Kovar und gibt Tipps. 

Kosima Kovar, 25, Geschäftsführerin von Österreichs erster Green-Marketing-Agentur sgreening, wurde von Forbes kürzlich in die Liste vielversprechender Wirtschaftstalente 30 under 30 gewählt. Den medialen Aufwind hat sie genutzt, um mit einer Handvoll Kolleginnen ADA Power Woman zu gründen, eine Online-Coaching-Plattform für Frauen: Ab Mai gibt es hier täglich neue Kurzvideos, in denen Expertinnen ihr Wissen zu Skills wie Rhetorik, Stimmtraining, Körperhaltung oder innere Haltung teilen. Wir haben uns noch vor dem Start von der Gründerin drei Tipps für unseren Arbeitsalltag geholt.

Frau Kovar, Egger & Lerch macht unter anderem Mitarbeiter- und Kundenmagazine. Szenario 1: Für einige Formate interviewen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Alumni, die viel erreicht haben. Gerade von Frauen hört man oft: „Ich hatte Glück“, „mein Erfolg war Zufall“ und Ähnliches. Schmälern Frauen intuitiv ihre Leistung?
Das könnte daran liegen, dass Frauen immer noch als Supporterinnen erzogen werden. Wir sollen die sein, die andere unterstützen. Wir selbst sollen dabei nicht auffallen, nicht herausstechen. In solchen Support-Funktionen finden sie sich später oft auch beruflich. Es fällt ihnen leichter, die Leistung anderer hervorzuheben als die eigene.

Haben Sie einen konkreten Tipp? Wie könnten Interviewpartnerinnen ihre Leistung souverän einbringen, ohne zu „prahlen“?
Eine unserer Expertinnen, Anke von Beekhuis, hat mir den Tipp gegeben: Leistungen im Nebensatz formulieren. Nicht sagen: „Ich habe schon vor 50.000 Menschen gesprochen.“ Sondern: „Das nächste Mal spreche ich im Juni vor unglaublich vielen Menschen. Ich freue mich schon sehr!“ Dann fragt das Gegenüber in der Regel nach. Nicht: „Ich habe schon zwanzig Studien veröffentlicht.“ Sondern: „Ich arbeite ja gerade an meiner einundzwanzigsten Publikation.“ Es ist ja wichtig, dass man es sagt. Man kann ruhig darüber sprechen, was für Erfolge man feiern durfte. 

Szenario 2: Oft arbeiten wir mit Mitarbeiterfotos, auch Gruppenfotos. Wie können Frauen auf solchen Bildern souverän Haltung zeigen? 
Ganz wichtig: Gerade stehen, auf zwei Beinen. Nicht die Beine überkreuzen. So hebt man die Taille noch stärker hervor, was eigentlich einen sexualisierten Subtext hat. Wer so steht, signalisiert: Ich bin nicht fest im Boden verankert – mich kann man leicht umstoßen.

Was Frauen auf Fotos auch gerne machen: Den Kopf schief legen, weil wir dann „süßer“ wirken. Kopf zentriert lassen! Sonst ist man ein Kind. Frauen bedienen oft dieses Kindchenschema, weil sie bemerkt haben, dass es funktioniert. Bloß nicht! Besser: Die Schulter zurück, sich Raum nehmen – erst recht auf Gruppenbildern, wenn wir neben jemandem stehen, der sich viel Raum nimmt! 

Das dritte Szenario wird die meisten berufstätigen Frauen betreffen: Eine Teamsitzung. Haben Sie Tipps, wie man sich Gehör verschafft?
Wenn man in einer Sitzung das Wort ergreifen will, kann man auch mal einen körperlich starken Move machen. Den Sessel rausschieben, die Handfläche niedersacken lassen. Erst zu sprechen beginnen, wenn man nach so einem Move die volle Aufmerksamkeit hat. Und ganz wichtig: Keine Support-Dienste, wie das Protokoll, aufbürden lassen. Warum sollen wir Frauen die mühsame Hackn machen, während andere daneben sitzen und philosophieren? Dass es oft anders läuft, liegt daran, dass wir unbedingt von allen geliebt werden wollen. 

Sprechen Sie auch aus eigener Erfahrung? 
Ich erzähle Ihnen ein Beispiel: Ein Treffen mit einem potenziellen Kooperationspartner. Als Geschäftsführerin bin ich mit einem Kollegen dorthin gegangen, und auch unser Gegenüber war Geschäftsführer. Ich habe Fragen gestellt, mein Gegenüber hat aber bei seinen Antworten nur meinen Kollegen angeschaut. 

Wie haben Sie reagiert? 
Der erste Impuls wäre gewesen, lächelnd darüber hinwegzusehen. Ich bin stattdessen rausgegangen und habe gesagt: Danke, es wird keine Kooperation zustanden kommen, auf Wiedersehen. 

Die regulären ADA-Video-Coachings starten am 4. Mai 2021, doch auch davor geht schon einiges online. Den besten Einblick bekommt man auf InstagramFacebook, LinkedIn und YouTube

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

Kosima Kovar lernten wir kennen, als sie uns als Alumna der FH Wien der WKW ein Interview für deren Magazin Studio! (ab S. 18) gab. Foto: © Martha Gattringer

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

Das könnte Sie auch interessieren: