Shutterstock, Getty & Alamy: Frauen putzen fröhlicher

Wie man Klischees bei der Arbeit mit Stock Images vermeidet.

Stock Images – also Agenturbilder, die in den riesigen Online-Datenbanken bereitliegen – haben keinen besonders guten Ruf. Ihr Markenzeichen ist die appetitliche Inszenierung des Alltags, ihre Lieblingsstatistin die junge, attraktive Frau, die lächelnd Dinge präsentiert.


Einige dieser Posen sind so unnatürlich, dass kritische Geister darüber lachen. Dann entstehen Memes, wie die Women laughing alone with salad, über die vor ein paar Jahren das Internet lachte. Diese Salat essenden, superfröhlichen Frauen wurden für Medien fotografiert, die nach einem Sinnbild für eine gesunde, nachhaltige Lebensweise suchten. Doch entstanden ist ein Klischee. Der britische „Guardian“ brachte es auf den Punkt: „Es gibt nur vier Frauentypen in Stock-Fotos: die Diät-Lady, die Multitaskerin, die Mutter und das Sexobjekt.“

„Die Suche verfeinern, auf die Bildsprache achten“
Wie aber können wir verhindern, dass wir solche Geschlechter- und Rollenklischees bei der Arbeit mit Stock-Images im eigenen Print- oder Online-Produkt reproduzieren? Oder anders gefragt: Können Magazinstrecken auch mit Agenturbildern frisch und zeitgemäß wirken? Das weiß das Grafikteam von Egger & Lerch, komplett weiblich und in solchen Fragen sensibilisiert. „Natürlich geht das!“, sagt Vera Kapfenberger, Leiterin der Grafik. „Man sollte nur nicht die erstbesten Suchergebnisse verwenden, sondern die Suche verfeinern und auf die Bildsprache achten, damit keine Klischees entstehen“.

„In den letzten zehn Jahren hat sich viel getan“
Und Grafikkollegin Elisabeth Ockermüller ergänzt: „In den letzten zehn Jahren hat sich hinsichtlich Geschlechterklischees bei den Bilddatenbanken viel getan. Heute finde ich unter dem Schlagwort „Leadership“ gefühlt genauso viele Frauen wie Männer, es gibt Männer mit Kind am Arm beim Kochen oder im Homeoffice.“

„Frauen müssen glücklich schauen“
Das Problem, sagt Elisabeth, sei eher, dass Frauen auf solchen Stock-Fotos oft „so unglaublich glücklich dreinschauen, während Männer auch einen neutralen Gesichtsausdruck haben dürfen. Auch wird von den weiblichen Models erwartet, dass sie in jeder Situation perfekt gestylt sind, während Männer casual auftreten dürfen.“ Doch mit einer gezielten Bildsuche und viel Fingerspitzengefühl kann man der Erwartung an weibliche Models, „das Bild aufzuhübschen“, gegensteuern.

„Kunden wollen ein weltoffenes Rollenbild“
Auch innerhalb eines Kundenmagazins achtet Elisabeth übrigens auf Ausgeglichenheit: „Wenn, so wie kürzlich im Kundenmagazin einer Bank, fast nur Männer abgebildet sind, suche ich bei Bildagenturen nach Frauen, Illustrationen zum Beispiel, um ein Gegengewicht zu haben.“ Die meisten Kunden sind jedenfalls froh, wenn auf Ausgewogenheit geachtet wird. Grafikerin Sabine Peter fasst zusammen: „Eine ausgeglichene Auswahl wird geschätzt und von ‚meinen‘ KundInnen auch aktiv gewünscht: Ihnen ist wichtig, dass wir darauf achten, ein zeitgemäßes und weltoffenes Rollenbild zu vermitteln.“

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Ein paar Beispiele für angestaubte Rollenbilder, gefunden ausgerechnet beim Suchbegriff „Frühjahrsputz“ (via Shutterstock).

• Gimme’ five! – Mutter-Tochter-Gespanne findet man unter dem Suchbegriff „Frühjahrsputz“ reichlich. Väter und Söhne sind dagegen rar 

 

 

• Auf Shutterstock ein rarer Fund (Suchbegriff „Frühjahrsputz“): Die Lage bei diesem männlichen Putz-Team, das in Straßenschuhen antritt, wirkt etwas angespannt.

 

• Exzentrisch: Dieser verträumte junge Mann putzt das Fenster mit den Fingerspitzen.

Ein kurzer Check für die Statistik:

• Die Anfrage „Mutter und Kind“
liefert auf Shutterstock 20.725 Seiten
mit Bildern (mit rund 100 Bildern pro Seite)
• Die Anfrage „Vater und Kind“ 
liefert 9.873 Seiten, 
also weniger als die Hälfte.

Ausgeglichen ist es bei der Suche nach „Auto“

• Auto (nur weiblich) 2.146
• Auto (nur männlich) 2.113

Ebenso beim Begriff „Business"

• Business (nur weiblich) 31.236
• Business (nur männlich) 31.841

Ein interessantes Zeitgeist-Panorama liefert die Suche nach „Frühjahrsputz“ auf der Plattform Shutterstock, die mit ihren über 200 Millionen Bildern rund 1,4 Millionen Kunden in 150 Ländern beliefert. Shutterstock bietet vorwiegend putzende Frauen an, jung, adrett, oft auch Mütter, die mit kleinen Töchtern putzen (lachend!), aber nur einen Vater, der mit seinen Söhnen das Wohnzimmer saugt (nicht lachend!). Männer findet man eher mit Hochdruckreiniger in der Hand (Freud hätte seine Freude), das Auto polierend oder bei groben Reparaturarbeiten in Haus und Garten.

 

Fotos: Shutterstock/Serhiy Kobyakov, Drpixel, PR Image Factory, Photographer.eu, MJTH, Grusho Anna