Wolfgang Knabls neuer Roman

„Johnny Endlich“ heißt der neue Roman unseres langjährigen Autors Wolfgang Knabl. Im Interview spricht er über die Entstehung des Buchs, seine Erlebnisse in der heimischen Medienbranche und warum das Buch auch Teil eines Musikprojekts ist. Plus: Wir lesen für Sie eine Szene aus dem Roman!

Die Protagonistin des Romans „Johnny Endlich“ ist Nadja, eine junge Frau, die versucht, sich im österreichischen Printjournalismus über Wasser zu halten und schließlich auf Abwege gerät. Ohne jetzt etwas unterstellen zu wollen: Waren die biografischen Parallelen auch der Reiz bei diesem Projekt?
Die biografischen Parallelen, meine Erfahrungen, waren unbedingt ein Antrieb, dieses Buch zu schreiben. Ich bin seit über 20 Jahren freier Journalist und habe – gerade in meiner Anfangszeit – sehr viel, teils Witzig-Schräges, teils eben auch Ausbeutung – erlebt. Und mir irgendwann gedacht: Darüber musst du mal ein Buch schreiben!

Die Ausbeutung gehört zumindest für die „Generation Praktikum“ dazu, oder?
Für Publizistik-Studenten gibt es kaum etwas Schöneres und Wichtigeres, als mit 18, 19 in jener Sparte – bei mir eben das Schreiben – arbeiten zu dürfen, für die man brennt. Das nutzen manche Verleger natürlich aus, entsprechend groß ist die Fluktuation in diesen Betrieben: Da gehen die Leute nach zwei bis drei Jahren, wenn es ihnen reicht, und der Nächste kommt für zwei bis drei Jahre. Natürlich arbeiten längst nicht alle Betriebe so! Beispiel Egger & Lerch: Ich arbeite ja schon 15 Jahre für euch – und das immer noch sehr gerne. Und finde es das beste Beispiel für eine gute, menschenfreundliche Verlagsführung, dass fast alle Kollegen, die schon vor 15 Jahren dabei waren, noch immer für Egger & Lerch arbeiten. Diese Treue zum Arbeitgeber ist nicht selbstverständlich!

Aber natürlich existiert nicht nur in unserer Branche Ausbeutung. Die ungleiche Vermögensverteilung wird derzeit, etwa durch die Inflation, weiter verschärft – wer kaum hat, kann kaum in Aktien investieren. Gleichzeitig ist immer wieder zu sehen, angefangen bei der „großen Politik“ bis ins kleine Dorf, dass es sich manche, die Macht und Einfluss haben, eben „richten“ – für mich ein wichtiges Thema unserer Zeit, daher habe ich auch diesen Aspekt hineingenommen.

Bleibt im Printjournalismus kaum mehr etwas anders übrig, als auf Abwege zu geraten wie die Protagonistin?
Nein, ganz und gar nicht. Ich liebe diesen Beruf immer noch, eigentlich immer mehr! Es gibt eben einige Player, die für Inserate (fast) alles tun – diesbezüglich haben ja die zuletzt enthüllten Polit-Machenschaften jene Praktiken, die ich selbst miterlebt habe und im Buch beschreibe, sogar übertroffen. Aber für die allermeisten Herausgeber und Journalisten stehen Wahrheit und Fakten an allererster Stelle, und dann kommt lange nichts. Mir ist wichtig zu betonen: Die freie, unabhängige Presse ist unverzichtbar für eine Demokratie und aufgeklärte Bürger!




Das Buch ist insgesamt sehr zeitgemäß, sogar die Coronapandemie kommt vor – warum eigentlich?
Ich habe das Buch während des ersten Lockdowns Anfang 2020 begonnen, im Sommer 2020 fertig geschrieben und die damals vorherrschende Stimmung einfangen wollen.

„Johnny Endlich“ ist nicht nur ein neuer Roman, sondern auch Musik – wie ist diese Idee entstanden und was haben Buch und Musik konkret miteinander zu tun?
Ein befreundeter Musiker hat mich gefragt, ob ich für ihn Texte schreiben will. Fand ich als Musikfan natürlich toll. Genau das Gleiche passiert der Protagonistin im Buch. Und das Musikprojekt wird auch im nächsten Buch eine Rolle spielen, die Geschichte selbst ist mit diesem Buch ja abgeschlossen.




Du hast jetzt bereits deinen zweiten Roman veröffentlicht. Gab es irgendwelche Unterschiede in der Herangehensweise zwischen dem ersten und dem zweiten? Wie entsteht ein Roman?
Bei mir entsteht ein Roman so, dass mich die Grundidee „elektrisieren“ muss. Das ist ein bisschen wie Verliebtsein. Immer wieder begegnet man Ideen, und wenn du diese dann näher kennenlernst, weißt du: Ja, das ist es! Oder auch: Doch nicht das Wahre ... Dann arbeite ich relativ strukturiert, schreibe ein Kapitel nach dem anderen. Grundaufbau und Ende sollten vorher schon feststehen, empfehlen zumindest die meisten Autoren. Das kann sich aber im Lauf des Schreibens, im Lauf der Story-Entwicklung natürlich ändern – das macht den Prozess auch spannend!

Du hast selbst als Journalist, als Texter und inzwischen auch als Romancier gearbeitet – taugt dir eines davon mehr als die anderen? Wenn ja, was und warum? Wenn nein, warum nicht?
Mir taugt wirklich die Mischung! Als Journalist hat man ja das Privileg, bei Reportagen und Interviews unterschiedliche Menschen kennenlernen und befragen zu dürfen – das finde ich sehr spannend und inspirierend. Ich arbeite auch gerne im Team. Das Roman-Schreiben ist ein einsamer Job – hat dafür aber den großen Vorteil, dass man der Fantasie freien Lauf lassen kann. Fiktion statt Fakten, das macht Spaß. Hat aber im Journalismus nichts verloren.

Ist schon ein nächster Roman in Arbeit? Kannst schon was darüber verraten?
Ja, ich habe mich schon wieder „verliebt“... Verraten kann ich, dass die Herangehensweise etwas anders ist. „Johnny Endlich“ wurde – wegen des Papiermangels, der auch viele Magazine betrifft – Monate später gedruckt als geplant. Und ich kann mit dem Schreiben am neuen Buch erst anfangen, wenn ich das vorherige gedruckt in Händen halte. Deshalb habe ich schon sehr viele Ideen fürs nächste notiert, die muss ich jetzt sichten. 

Johnny Endlich
Roman
Wolfgang Knabl
ISBN: 978-3-99126-005-9
19 x 12,5 cm, 328 Seiten, Hardcover, € 28,00



Interessiert am „Sound“ des Buchs?
Renate Süß hat eine Szene aus dem Buch für Sie eingelesen – und mit einem Song aus dem Johnny-Endlich-Album abgemischt.
 

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