Das sechsfache Cover: Kartonhochzeit in der Druckerei

Mit dem Kundenmagazin von MM Board & Paper, „unfolded“, stellen wir unsere Partnerdruckerei auf eine harte Probe: Ob es gelingt, ein Magazin mit einem aus sechs Kartonqualitäten bestehenden Umschlag zu binden? Wir machen den Schulterblick.

„Klebebindung ist eine Phase bei der Magazin- oder Buchherstellung, die viel Erfahrung erfordert“, erklärt Konrad Kräuter. Dabei wird der Umschlag mittels eines speziellen Leims über dem bereits fertiggestellten Kern aufgebracht. „Verheiraten sagen wir dazu im Fachjargon“, verrät der gelernte Buchdrucker, dem die Begeisterung für seinen Beruf sofort anzumerken ist. Seit über sechs Jahren ist er bei der Print Alliance als Verkaufsleiter tätig, aber ein Magazin wie dieses sei auch für ihn außergewöhnlich, gerät Kräuter ins Schwärmen, als wir uns in der Druckerei in Bad Vöslau der Fertigungshalle nähern.

Binden abseits der Routine
Während das „Verheiraten“ bei herkömmlichen Magazinen meist ein Routinevorgang ist, ist die Klebebindung im Falle von „unfolded“ ein mit Spannung erwarteter Höhepunkt. „unfolded“ ist ein B2B-Magazin, das wir für unseren Kunden MM Board & Paper, einen europaweit tätigen Karton- und Papierhersteller, konzipiert sowie redaktionell und grafisch umgesetzt haben. Und heute wird sich herausstellen, ob das technisch anspruchsvolle Cover auch so hält, wie wir uns das vorstellen: Es setzt sich nämlich aus sechs Kartonqualitäten in unterschiedlichen Größen zusammen.

„Wir wollen damit unser vielfältiges Kernportfolio, das von Kartonsorten für Food- bis Pharmaanwendungen reicht, für unsere Kunden haptisch besser erlebbar machen“, erklärt Elisabeth Stocker, Projektleiterin von „unfolded“ bei MM, den Hintergrund der unkonventionellen Coveridee, die gemeinsam mit Egger & Lerch entwickelt wurde.

Ein schmaler Rücken soll entzücken
„Bevor wir hier binden können, müssen erst einmal der Kern und die sechs Kartonqualitäten für den Umschlag in der richtigen Größe und Reihenfolge zusammengeführt werden“, führt Kräuter aus. Zuerst werden dafür jene vier Kartons, die kleiner als das Heft selbst sind, vorgeschnitten und mit dem fünften Karton zu einer Einheit verschmolzen. Dieser Vorgang nennt sich „Stoppen“. Anschließend werden Kern und gestoppte Umschläge exakt zusammengeführt, und die obere Kante, der „Heftrücken“, gefräst. So kann der nun aufgebrachte Leim besser ins Material eindringen. 

Beim 36-seitigen „unfolded“ ist der Rücken aber nicht nur sehr schmal, sondern auch ungleich dick, weil die Kartons unterschiedlich hoch sind. „Wir müssen daher die Geschwindigkeit der Maschine etwas drosseln, damit alles sorgfältig verklebt wird“, weist Kräuter auf eine heikle Phase in der Produktion hin, bei der besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt ist.

 



Vom Bogen zum fertigen Magazin: Einblicke in die Entstehung von „unfolded“

 

Frisch vermähltes Magazin aus dem Dreischneider
Und wann hat der sechste Karton seinen Auftritt? „Der braune Karton mit Flappe auf der Vorderseite ist gleichzeitig der Hauptumschlag, weshalb er erst zum Schluss über den vorgeklebten Buchblock aufgebracht wird. Er ist bereits auf Endformat zugeschnitten und vierfach gerillt“, erläutert der Experte. Sobald die „Ehe“ vollzogen ist, wird das Ergebnis gepresst und auf eine 40 Meter lange Trocknungsstraße geschickt, damit der Leim aushärten kann. Im letzten Akt entfernt ein sogenannter Dreischneider die Beschnittzugabe – das fertige „unfolded“ entsteht. Zwölf Stunden später, nachdem das Magazin lang genug abgelegen hat, ist es bereit für seine Kuvertierung und den Versand.

 

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„Heirat“ geglückt: Die sechs Kartons wurden erfolgreich in den Umschlag integriert

 

 

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Das Cover besteht aus sechs verschiedenen Kartonsorten unterschiedlicher Grammatur und Größe.

 

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Zwölf Stunden nach seiner Fertigstellung ist das Magazin bereit für seine Kuvertierung.

 

Professionelles Zusammenspiel
Dass es schließlich pünktlich zur Interpack, der globalen Fachmesse für Verpackungen, angeliefert wurde, ist aber nicht nur der intensiven Planung und langjährigen Erfahrung der Drucker zu verdanken: „Es war insgesamt ein professionelles Zusammenspiel von Auftraggeber, Agentur und Druckerei“, ist David Gerstl, verantwortlicher Grafiker bei Egger & Lerch, überzeugt. Auch MM zeigt sich mit dem Endergebnis hoch zufrieden: „Wir haben auf der Messe äußerst positives Feedback erhalten und werden das Magazin beim nächsten Golden Pixel Award, der fortschrittliche und innovative Druckprojekte auszeichnet, einreichen“, verrät Elisabeth Stocker.

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