Lettering: Ach, du schöne Schreibe!

Buchstaben-Einheitsbrei war gestern. Das Handgemachte ist auf dem Vormarsch. Wer individuell schnörkelt, schwingt, pinselt und malt, fällt auf. Aber schönes Schreiben will gelernt sein.

Beitrag von Mag. Udo Schimanofsky

Das Handschreiben hat in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Imagewechsel durchgemacht. Der alte Beruf des Schildermalers feierte trotz oder gerade wegen der zunehmenden Digitalisierung ein Comeback im großen Stil. Heute werden die Food-Blogs geradezu überflutet von handgeschnörkelten Labels, personalisierte Schriftzüge werden zu Corporate-Logos ausgearbeitet und kecke Randnotizen machen sich im Weißraum der Magazine breit. Workshop- und Typographie-Profis werben mit einem neuen Trend-Schlagwort: Lettering.

Kalligraphie-Experte Maximilian Huber zeigt vor, wie es geht. 

Wir lernen schreiben
Die Riege der designbegeisterten Egger & Lerch-GrafikerInnen kam unlängst in den Genuss eines hausinternen Lettering-Workshops. Um die drucksensiblen Pinselstifte dabei so spielend elegant über das Papier gleiten zu lassen wie Profi Maximilian Huber von der Lettering Garage, braucht es einiges an Übung. Doch unser Team war der Herausforderung gewachsen. „Die Os sind schwer“, gesteht Grafikerin Sonja Huber. „Aber wenn man den Schwung raus hat, dann klappt auch der Rest.“

Grafikerin Anika Reissner: „Ich mag dieses weiche Gefühl von den Pinselstiften am Papier – das Schreiben damit ist fast meditativ. Sonst arbeitet man ja hauptsächlich digital.“ © Reinhard Lang

Handgemacht schmeckt besser
Obwohl der Handlettering-Look immer öfter verwendet wird, greifen doch die meisten Grafiker noch auf vorgefertigte Schriften zurück. Der Unterschied ist allerdings nicht nur für den geschulten Fachmann zu erkennen. „Erst vor Kurzem haben wir bei einem Cover einen Handschrifteffekt eingesetzt“, erinnert sich Barbara Günther. „Dafür haben wir Fonts verwendet, was gut funktioniert. Aber wirklich Handgeschriebenes hat schon mehr Charakter.“ Vera Kapfenberger bringt es auf den Punkt: „Es ist so, wie wenn man eine Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt mit einer hauseigenen vom Italiener vergleicht – das Maschinelle kann mit dem Handgemachten einfach nicht mithalten.“

Grafikerin Barbara Günther: „Jeder schreibt anders. Solange der Stil den gewünschten Zweck erfüllt, gibt es eigentlich kein schlechtes Ergebnis.“ © Reinhard Lang

Individueller Schwung für Ihr Magazin
Ob auf dem Cover, bei Infografiken, für Pullout-Zitate oder einfach als Alternative zur klassischen Vektorgrafik bei mangelndem Bildmaterial – Handlettering ist vielseitig einsetzbar und verleiht sofort einen unverwechselbar handgemachten Look. Dass dabei nicht immer alles vollkommen glatt und gerade wird, ist unvermeidbar. Gerade diese kleinen Eigenheiten machen den Reiz der Technik aus. „Auch wenn es nicht komplett perfekt ist, hat es einfach immer einen ganz eigenen Charme“, weiß Anika Reissner. „Und gerade das macht es dann doch wieder perfekt."


© Reinhard Lang


Mehr zum Thema Handgemachtes und Schriften: