Nicht für Google, für den Leser schreiben wir

Alle reden von SEO, also Search Engine Optimization. Aber brauchen wir Keyword-Datenbanken und Co tatsächlich? Oder reichen der Verstand des guten Texters und ein paar kleine Tipps?

SEO scheint derzeit ein Must-Do der Branche zu sein. Die Idee dahinter: Mit den richtigen Schlüsselbegriffen im Text werden Inhalte bei Google besser gelistet, häufiger gefunden und so auch mehr gelesen. Schreiben für die Suchmaschine also.

OnPage Optimierung nennt man das, wenn man den Text mit Schlüsselwörtern spickt. Keyword-Datenbanken, SEO-Seminare und eigene Programme sollen dabei helfen. Das ganze erinnert ein bisschen an ein Spiel aus dem Deutschunterricht in der Volksschule: Verwende diese fünf Wörter und mach daraus eine Geschichte.

Sparen wir uns das Spiel!
Wenn ich Inhalte präzise und prägnant transportieren möchte, ergibt sich die Verwendung eines einschlägigen, signifikanten Vokabulars ganz von selbst. Das gefällt der Suchmaschine – und noch wichtiger: dem Leser! Die bessere Listung auf Google alleine erzielt nämlich noch keine Wirkung. Erst wenn meine Einträge auch angeklickt und vor allem gelesen werden, bin ich am Ziel.

Die Suchmaschine und das Synonym
Ich weiß also im Idealfall, worüber ich schreiben möchte und verwende die passenden Worte. Doch halt – so einfach ist es nun doch wieder nicht! Für die meisten Begriffe gibt es Synonyme oder sinnverwandte Wörter. Sucht ein Leser nun nach Kaminkehrer, Rauchfangkehrer oder Schornsteinfeger, wenn er an Inhalten rund um die Sauberkeit unserer Abgasanlagen interessiert ist? Kann ich alle drei Begriffe in den Text einbauen? Und welchen schreibe ich prominent in die Headline? Hier wird SEO dann doch interessant. Ein hervorragendes Tool ist http://www.google.at/trends/. Bei Google-Trends kann ich schauen, wie oft ein Wort in welcher Region bisher gesucht wurde – eine Entscheidungshilfe bei sonst vielleicht gleichwertigen Synonymen!


Weitere Tipps für vielgelesene Online-Beiträge:

  • Der Titel fängt den Leser ...
    und die Suchmaschine. In sekundenschnelle entscheidet der User: „Interessiert mich“ oder „Interessiert mich nicht“. Die Headline muss also klar zeigen, worum es geht und gleichzeitig spritzig genug sein, um neugierig zu machen. Das ist Herausforderung genug. Wer meint, auch noch endlose Keyword-Ketten einfügen zu müssen, liegt falsch.

  • Bitte nicht kryptisch

    Vergleich zu gedruckten Medien, ist in der Online-Headline weniger erlaubt. Im Magazin darf man dort und da als Stilmittel statt der sogenannten Informationsschlagzeile auch mal eine kryptische Headline kreieren, deren Sinn erst im Blattinneren aufgelöst wird. Im Web funktioniert das nicht, denn ich blättere nicht wie im Magazin hin und her – vielleicht mit dem Finger zwischen den Seiten – und denke dabei nach. Ich klicke weiter und bin auch ganz schnell bei ganz anderen Inhalten sowie ganz anderen Gedanken. Der Onlineleser löst also in der Regel ein kryptisches Rätsel nicht auf. Und ganz nebenbei bemerkt: Auch Google und seine Algorithmen fangen mit solcher Kreativität nicht allzu viel an.

  • Die Kernaussage in den Lead
    
Was beim Printtext der Vorspann ist, heißt beim Onlineschreiben Lead. In ein bis zwei Sätzen soll klar sein, worum es in dem Text geht. Ganz wichtig dabei ist, nicht den Titel zu wiederholen, sondern echte Zusatzinformation zu bieten. Wer dabei knapp und prägnant formuliert, kommt an Schlüsselwörtern sowieso nicht vorbei. Auch hier gilt: Bloß nicht krampfhaft Wortketten einbauen. Was im Lead keinen Platz findet, ist vielleicht im Fließtext besser aufgehoben!

  • Das Wichtigste zuerst?

    Diese Weisheit stammt aus den ganz alten Journalisten- und Bleisatzdruckertagen, als der Setzer bei Bedarf Texte kürzte, indem er einfach die letzten Zeilen eines Artikels wegließ. Mit der Layoutierung von Printmedien via Computer verlor diese Regel an Bedeutung, denn der Redakteur konnte nun nach Lust und Laune aus jedem beliebigen Absatz im Text kürzen. Kreativere Textaufbauten wurden so tageszeitungstauglich. Onlinetauglich sind sie nur bedingt. In der Regel ist der Onlineleser recht flatterhaft und klickt, hat er genug Nutzen aus einem Text gezogen, auch schnell wieder weg. Damit er möglichst viel von meinen Inhalten liest, muss ich ihn mit geballter Information füttern. Oder ich muss ihn anderweitig fesseln – mit Witz oder gekonntem Spannungsaufbau beispielsweise. Dann darf ich die Regel „Das Wichtigste zuerst“ auch getrost brechen!

  • Gewürzt, aber nicht versalzen
    
Links machen den großen Reiz von Onlinemedien aus. Der Text steht nicht alleine, er kann sofort in Verbindung zu Studien, Bildern, anderen Texten, Ideen oder Kommentaren gebracht werden. Den Lesern gefällt das. Deshalb Links unbedingt deutlich anbringen! – Und in Maßen. Wie bei jeder Würze, kann man es mit externen Links auch übertreiben und damit den Leser verwirren und von der eigenen Seite weglocken. Google selbst gibt interessante Tipps dazu: http://googlewebmastercentral.blogspot.co.at/2008/10/linking-out-often-its-just-applying.html