Komplexe Themen in neuem Format

Wie kann man vielschichtige Materien lesergerecht aufbereiten? Diese Frage spielt im Content Marketing für Unternehmen, aber auch für Journalisten eine entscheidende Rolle. Wie lassen sich Themen wie TTIP oder die Flüchtlingskrise verständlich darstellen? Eine mögliche Antwort gibt „Der Kontext“, ein interaktives Online-Magazin zum Eintauchen.

Beitrag von Mag. Udo Schimanofsky

„Viele komplexe Themen sind nicht nur schwer zu verstehen, sondern auch schwer zu vermitteln“, weiß Julia Köberlein, die Ideenmutter und Designerin von „Der Kontext“. Ob es dabei um TTIP, den Krieg in Syrien oder die Schuldenkrise in Griechenland geht – aktuelle Entwicklungen dominieren die Berichterstattung, die Hintergründe und Zusammenhänge bleiben vielen Lesern unklar. „Lineare Vermittlungsformen wie Zeitungsartikel oder Blogeinträge können diesen Inhalten nicht gerecht werden, weil die Themen einfach nicht linear, sondern vernetzt sind. Unsere Idee ist, die Information genauso vernetzt zu präsentieren.“ Es geht um Informationsdesign, nicht um Vereinfachung, so Köberlein: „Komplexität ist eben komplex.“ 

Ins Netz gegangen
Die Idee ist simpel: Themenspezifische Informationen gesammelt und vernetzt präsentieren. Das Ergebnis ist ein interaktives Hintergrundmagazin, das periodisch online erscheint. Der interessierte Leser registriert sich dafür einfach auf derkontext.com, wird Mitglied und kann sofort loslegen. Von ganz allgemeinen Informationsbereichen wie Politik, Geschichte und Kultur führt das interaktive Interface des Online-Magazins Klick für Klick immer mehr ins Detail. Allein für die erste Ausgabe zum Thema TTIP wurden dabei etliche Texte und Videos, ein paar Dutzend Audio-Dateien und über 120 externe Link-Tipps in die Themenkarte eingearbeitet.

Surfen im Kontext: Ein weitläufiges Mindmap öffnet sich auf dem Bildschirm und lädt ein, auf Entdeckungsreise zu gehen.

Bei einem Info-Buffet gibt es nie zu viele Köche
Abgesehen von dem innovativen Format sieht Julia Köberlein besonders in der interdisziplinären Arbeitsweise an „Der Kontext“ eine wesentliche Neuerung gegenüber herkömmlichen Publikationen: Wo üblicherweise Redaktion und Grafik weitgehend unabhängig voneinander arbeiten, berät hier das ganze Team gemeinsam über Inhalte und Umsetzung. „Gerade weil wir aus unterschiedlichen Perspektiven draufschauen, kommen unterschiedliche Ideen“, erklärt die Informationsdesignerin. „Mein Verständnis von Design ist auch nicht, bloß eine schöne Hülle zu machen, sondern es soll eine Hilfe sein, die den Inhalt begreifbar macht.“

Ganz schön informativ: das Design von der Kontext hilft die Inhalte zu verstehen.

Der redaktionelle Prozess schließt auch die Leser mit ein, die über Online-Polls aktiv in die Themenfindung für eine neue Ausgabe eingebunden werden. Das ist wichtig, denn das Magazin finanziert sich zumindest teilweise durch Crowdfunding und ist nur für zahlende Informationsjunkies einsehbar. Wie viele gibt es da nach der ersten Ausgabe? „Wir sind noch nicht vierstellig, aber wir arbeiten daran“, lässt Redakteur Bernhard Scholz wissen.

Print ade?
Der Start des Kontext scheint jedenfalls gelungen zu sein: Leser berichten davon, sich vollkommen im Informationsrausch zu verlieren, Firmen interessieren sich für das Format des interaktiven Mindmaps zur Umsetzung ihrer eigenen Inhalte und vor ein paar Wochen ist die zweite Ausgabe zum Thema Syrienkrise online gegangen. Lässt sich diese Art der Themenaufbereitung auch auf gedruckte Medien übertragen?

„Lustig, dass du fragst“, antwortet Julia Köberlein. „Ich habe nämlich gerade eine Lieferung von der Druckerei bekommen. Wir haben also auch Print.“ Dieses neue Printprodukt ist ein Themenplakat zu TTIP, das wie ein Magazin gelesen und komplett zur Mindmap aufgefaltet werden kann. „Online wird bei uns immer primär sein und inhaltlich komplexer. Aber Print bringt beim Lesen einfach diese Ruhe mit sich. Man muss den Inhalt eben dem Medium anpassen.“

Der Kontext als Themenplakat zum Angreifen und Schmökern.



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