Fonts kaufen – wozu?

Im Internet findet man tausende Gratis-Schriftarten. Trotzdem gibt es Online-Shops, die Fonts für viele hundert Euro verkaufen – aus gutem Grund. Aber wo liegen die Unterschiede?

Gleich vorweg: Nicht alles, was man downloaden kann, ist auch wirklich gratis. Diese Binsenweisheit wird bei Schriften besonders oft missachtet. Denn Schriftdateien sind klein, lassen sich nicht wie CDs mit Kopierschutz versehen und daher übers Netz recht leicht bekommen. Im Zweifel gilt: Kommerzielle Nutzung kostet Geld. Die Preise für Profi-Schriften, z. B. von Linotype, beginnen bei ca. 35 Euro für eine 5-Rechner-Lizenz, für größere Pakete gibt’s Rabatte. Und die Investition in gute Profi-Schriften lohnt sich in den meisten Fällen durchaus – aus mehreren Gründen:

Die Familie
Den Großteil der kostenlosen Schriften gibt es nur in wenigen Varianten. In der Praxis benötigt man aber meistens viele „Schnitte“ – also normal, fett, dünn, kursiv, Kapitälchen etc.

Der Umfang
Deutsche Umlaute oder Anführungszeichen sucht man bei vielen Gratisfonts vergeblich. Eine professionelle Schrift enthält oft 500 und mehr Zeichen pro Schnitt für Ligaturen (Buchstabenverbindungen wie fl oder ft), diverse Sprachen oder mathematische Formeln.

Die Qualität
Eine gute Schrift zeichnet sich nicht zuletzt durch optimale Lesbarkeit aus – zum Beispiel durch sorgfältig gestaltete Kurven, ausgewogene Buchstabenabstände und versteckte Informationen für schöne Skalierung (Hinting). Hier zeigen viele kostenlose Downloads Schwächen.

Freilich sind nicht alle kostenpflichtigen Schriften toll und nicht alle geschenkten furchtbar. Gerade für den einmaligen Einsatz in Headlines taugen manche Freefonts. Solche, die sich auch als Hausschrift eines Unternehmens in Fließtexten eignen, sind dagegen rar. Als hochwertig und kostenlos gelten zum Beispiel die Linux-Schrift Ubuntu, die Android-Fontfamilie Droid oder die erst 2010 entwickelte Lato. Eine Quelle, die auch (aber nicht nur) zahlreiche brauchbare Schriften bietet, ist Googles Open-Source-Projekt unter www.google.com/webfonts.

Übrigens: Schriften, die auf Ihrem Rechner vorinstalliert sind, haben Sie mit dem Betriebssystem lizensiert. Deren Qualität ist meistens okay, aber nicht top – so gilt etwa die Arial als billiger Abklatsch der Helvetica.