FH Joanneum Workshop

FH Joanneum: Wir machen Workshop

Wie funktionieren Content Marketing und Corporate Publishing in der Praxis? Was unterscheidet unsere Arbeit von Public Relations, Journalismus und Werbung? Was sind die Trends? Was sind die No-Gos? 

Diesen und vielen weiteren Fragen der Studentinnen und Studenten des Lehrgangs für Journalismus und PR an der FH Joanneum stellten sich mein Kollege Markus Vock, Leiter Digital, und ich. Es war ein anstrengender, aber sehr spannender Tag, an dem auch wir viel lernten. Und hinterher schwer beeindruckt waren: nicht nur vom Know-how der Studentinnen und Studenten, sondern auch von ihrem Engagement, ihrer Ausdauer und ihrem Interesse. 

Wo müssen wir hin?
8.30 Uhr morgens in Graz: Mit Laptop, vielen Magazinen und etlichen Zetteln im Trolley sind Markus und ich auf der Suche nach dem richtigen Gebäude. Die FH Joanneum ist nämlich auf mehrere Häuser in der Alten Poststraße gleich beim Bahnhof aufgeteilt. Mit Ach und Krach schaffen wir es pünktlich in den Hörsaal. Die Studentinnen und Studenten sind schon alle da. 27 junge Gesichter: Manche blicken uns erwartungsvoll entgegen, andere eher gelangweilt auf ihren Laptop oder ihr Handy.

Man kennt uns

Mit einer kurzen Firmenvorstellung legen wir los. „Ja“, nickt die Gruppe, man kenne Egger & Lerch. Gudrun Reimerth, Lehrbeauftragte für PR am Institut, hat schon von uns erzählt. Etliche Studierende haben zusätzlich recherchiert. Besser als so mancher Bewerber bzw. manche Bewerberin bei Vorstellungsgesprächen sind sie vorbereitet. Das ist aber nur die erste einer Reihe positiver Überraschungen.

Alle brauchen Facebook?
„Sprachbeherrschung, Organisationstalent, ein Gefühl für gute Geschichten ...“ Ich erzähle davon, was unsere Redakteurinnen und Redakteure können müssen. Die ersten Hände gehen hoch, Zwischenfragen kommen. Immer stärker entwickelt sich der Vortrag zur Diskussion.



Als Markus davon spricht, dass man sich sehr genau überlegen muss, in welchen Kanälen man für welches Unternehmen kommuniziert, fragt eine Studentin ziemlich konsterniert: „Ist es nicht für jedes Unternehmen sinnvoll, auf Facebook zu sein?“ Die Diskussion wird sehr lebendig. Wir lassen sie eine Weile laufen, dann legen wir unsere Position dar: „Für Egger & Lerch beispielsweise wäre Facebook nicht der richtige Kommunikationskanal. Als Macher von Unternehmensmedien ist unsere Zielgruppe klein. Um sie zu treffen, braucht es Medien, die weniger breit streuen.“

Konzentriert, aber nicht nervös
Auf heiße Diskussionen folgen Phasen hoher Konzentration. Mittlerweile schaut auch keiner der Studierenden mehr in seinen Laptop oder auf sein Handy. Alle sind voll dabei – und auch von uns ist die Nervosität abgefallen. Wir unterrichten zum ersten Mal, und es macht Riesenspaß! 

Wie ticken alte Leute?
Auch mehrere Übungen haben wir in der Tasche. So bitten wir die Studentinnen und Studenten in Kleingruppen, Blog-Beiträge für ein Reiseportal mit der Zielgruppe Senioren zu entwickeln.

„Eine Slideshow willst du machen? Also meine Großi könnt damit nicht umgehen!“, höre ich eine Studentin. „Liebe und Erotik – doch – das ist auch im Alter ein Thema. Und im Urlaub sowieso!“, schallt es aus einer anderen Ecke. „Eine Medikamenten-Checkliste sollten wir machen!“, empfiehlt jemand aus der ersten Reihe den KollegInnen. Die Ergebnisse, die präsentiert werden, sind nicht nur originell, sondern wären großteils auch sofort in der Praxis umsetzbar. Später kommt als Feedback, dass diese Übung den jungen Leuten besonders gut gefallen hat: „Sonst machen wir immer Sachen, die mit der FH oder mit unserer Lebenswelt zu tun haben. Sich in eine ganz andere Zielgruppe hineinzudenken, war etwas ganz Neues!“ 

Konzeption: digital und print
Wir sprechen über Digitalkonzeption – und natürlich viel über unser Steckenpferd, Printprodukte. Die Zeit schreitet voran, nein, sie läuft in unglaublicher Geschwindigkeit. Abgesehen von einer Mittagspause gönnen wir uns nur ein paar kleine Unterbrechungen, um Hörsaal und Gehirne durchzulüften. Noch bevor die Pausen vorbei sind, sitzen die Studentinnen und Studenten schon wieder auf ihren Plätzen. 

Arbeiten unter Druck
Der letzte große Punkt – es ist mittlerweile fast 17 Uhr – ist Magazinkonzeption in der Praxis. Wir geben ein paar Inhalte vor und möchten, dass in Kleingruppen Seitenspiegel für ein Print-Mitarbeitermagazin erstellt werden. Die Zeit ist knapp, denn um 18 Uhr ist Unterrichtsschluss. Müde sind wir auch alle schon. Markus und ich erwarten uns dementsprechend keine berauschenden Ergebnisse. In der Praxis nehme ich mir meist mehr Zeit, um einen Seitenspiegel zu erstellen. 

Ergebnisse, die sich sehen lassen können
Vier Gruppen präsentieren und argumentieren ihre Seitenspiegel – und noch einmal verblüffen uns die Studentinnen und Studenten mit ihrem Engagement, ihrer Fähigkeit, sich ausdauernd zu konzentrieren, und ihrem Gespür für die Sache. Jeder Seitenspiegel ist anders, jede Gruppe entscheidet sich für eine andere Coverstory (und keine für die, an die ich gedacht hatte). Drei von vier Seitenspiegeln sind ohne Abstriche praxistauglich. Der vierte bräuchte ein paar kleine Adaptionen. Alle argumentieren ihre Konzepte schlüssig und souverän.



„Ihr seid wirklich gut!“, resümieren Markus und ich am Ende des Tages. Am liebsten würden wir die ganze Truppe gleich einpacken und mit ins Büro nehmen. 

Da capo im nächsten Jahr
Sehr müde, etwas überdreht und ziemlich begeistert fahren wir zurück nach Wien. Im Gepäck haben wir jetzt keine Magazine und Zettel mehr, die haben wir alle verteilt, dafür aber das gute Gefühl, dass wir uns um qualifizierten Nachwuchs bestimmt keine Sorgen machen müssen. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!