Ein gutes Gulasch und ein lesenswertes Magazin
Gibt es einfache Tricks, um die Qualität von Unternehmensmedien entscheidend zu verbessern? Meine Antwort: Das ist ein bisschen wie beim Gulasch ...
Ich kann hervorragend Gulasch kochen, sagen meine Freunde. Gelernt hab ich’s von meiner Mutter, die wiederum lange
darum gekämpft hat, ein wirklich gutes Gulasch hinzukriegen: deftig im Geschmack, sämig in der Konsistenz und mit kräftigen Fleischbrocken, die aber wie Butter auf der Zunge zergehen. Bis ihr eine alte Wirtin drei Tipps gab: Man nehme für jedes Kilo Fleisch anderthalb Kilo Zwiebel, man röste weder Zwiebel noch Paprikapulver an, sondern dünste sie nur und man lasse das Gulasch langsam und stundenlang vor sich
hin köcheln.
Gulaschkochen ist also nicht schwer – und trotzdem bekommt man allzu oft zähe Fleischklumpen in irgendeiner dünnen braunen Soße, die zu bitter, zu süßlich oder gar nicht schmeckt.
Mit Firmenpublikationen ist es ähnlich. Viele sind langweilig, inhaltslos, uninteressant. Dabei gibt es auch da drei Tricks, die Magazine, Blogs und Co gleich viel besser machen: Überlegen Sie, bevor Sie etwas publizieren, ob es die Zielgruppe überhaupt interessiert. Verzichten Sie auf unpersönliche Imagebilder, aalglatte Models und zeigen Sie stattdessen Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter in ihrem Umfeld. Streichen Sie alle Floskeln darüber, wie innovativ und zukunftsfokussiert Sie sind oder wie kundenorientiert Sie arbeiten. Lassen Sie stattdessen lieber Ihren Lagerleiter vom neuen Versandsystem erzählen – und davon, warum es Zeit und Nerven spart.
Um wirklich professionell zu arbeiten, braucht es natürlich mehr: handwerkliche Fähigkeiten zum Beispiel, ein Gefühl für die Materie und Erfahrung für den Feinschliff. Dafür gibt es Agenturen und Verlage, eingespielte Teams aus professionellen Journalisten und Grafikern. Sie verfügen über den kritischen Blick von außen und liefern Gesamtkonzepte.
Womit wir wieder beim Gulasch wären: Am liebsten esse ich es im „Sopherl am Naschmarkt“ im 6. Wiener Gemeindebezirk. Dort gibt’s nämlich zum perfekt gekochten Traditionsgericht nicht nur knackige Salzstangerln, sondern auch ein frisch gezapftes kühles Fassbier. Und das kriege ich zuhause nicht!
Diese Kolumne erschien erstmals in der Printausgabe der Tageszeitung "Der Standard" vom 3. Oktober.