Twitter und SMS: Die welt der kurzen Wörter und einfachen Sätzen. · Foto: © Alias-Ching / Thinkstock

Kurz und bündig

Twitter und SMS bieten nicht viel Platz. Trotzdem lassen sich Inhalte damit gut vermitteln – oft ist weniger mehr

Von Lady Gaga und Armin Wolf weiß man es. Aber von Königin Rania von Jordanien und Kim Jong Il hätten Sie es vielleicht nicht gedacht. Und vielleicht tut es sogar Ihr Nachbar: Twittern. In Amerika findet der Kurznach­richtendienst bereits in allen Schichten der Bevölkerung Millionen Fans, bei uns hat er sich noch weniger durchgesetzt. 

Die Lesbarkeit liegt dabei im Auge – und im Hirn – des Betrachters. Viele haben es schon einmal im beginnenden SMS-Zeitalter mit den Kürzeln und Smilies durchgemacht: Wenn man sich erst einmal damit beschäftigt hat, werden die ungewohnten Zeichen schnell verarbeitet und man entdeckt, dass die neuen Kommunikations­möglichkeiten auch ganz praktisch sein können. Wären da nicht diese ärgerlichen Zeichenlimits.

Unausschweiflich
In 140 Zeichen kann man doch nichts sinnvoll und verständlich mittteilen, oder? Man kann, sehr gut sogar. Man wird geradezu dazu gezwungen: Kurznachrichten bestehen aus kurzen Wörter und einfachen Sätzen. Und die sind bekanntlich besonders leicht verständlich. Inhaltlich hat man keinen Platz, um weit auszuschweifen, sondern muss die Sache auf den Punkt bringen.

Manche Lehrer setzen bereits auf „Twitter-Übungen“, um ihren Schülern beizubringen, sich klar und einfach auszudrücken. Eine Methode, die man auch Firmenchefs und Politikern empfehlen kann. Einige von ihnen machen das auch ganz gut. Der schwedische Außenminister Carl Bildt bestätigte im Dezember 2010 per Twitter, dass es sich bei einer Autoexplosion in Stockholm um eine Terrorattacke handelte. Zwar kritisierten ihn dafür einige Politikerkollegen, doch insgesamt kam die Offenheit gut an.

Most worrying attempt at terrorist attack in crowded part of central Stockholm. Failed – but could have been truly catastrophic…
@carlbildt (12.12.2010)

Enzyklopädiechen
Ein (noch) kleines Lexikon-Projekt will sich den Purismus von Twitter-Nachrichten zunutze machen: Auf twick.it dürfen alle Einträge nur 140 Zeichen lang sein. Die User bewerten dann, welcher Vorschlag einen Begriff am besten erklärt. Gerade unterwegs ist das praktisch, und vielleicht sorgt ja der Smartphone-Boom dafür, dass die Datenbank bald prall gefüllt ist.

Dass Tweets auch literarisch wertvoll sein können, beweist Florian Meimberg. Für seine „tiny tales“ bekam der Deutsche 2010 sogar den „Grimme Online Award“. Er erzählt dabei viel mehr, als er schreibt – der Witz der Kurz-Kurzgeschichten liegt zwischen den Zeilen, was auch die Grimme-Jury beeindruckte: „Die tiny tales entfalten sich erst im Kopf, aus den wenigen Zeichen entstehen Gedanken und Bilder, die die Geschichte komplettieren.“

„Sorry. Ich hab einen Freund.“ log Eva. Der Typ war ihr auf Anhieb unsympathisch. „Schade.“ murmelte Adam und verschwand wieder im Wald
@tinytales

 

Twitter-Alphabet
# Die Raute markiert einen Hashtag – damit kann man ein Schlagwort kennzeichnen, mit dem sich Beiträge leicht suchen oder filtern lassen.
@ Mit dem Klammeraffen verlinkt man automatisch die Benutzernamen anderer Twitter-User.
RT Das Kürzel steht für Retweet. In Kombination mit @username markiert man damit, dass man einen fremden Tweet zitiert. 
bit.ly Dabei handelt es sich um einen Kurz-URL-Dienst, der zeilenlange Webadressen auf eine Twitter-taugliche Länge schrumpft.

 

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN ERSTMALS IN PERIODICUM 1/2011