QVED 2016 - International Editorial-Design Conference

Mutige Magazine: Glanzlichter auf der QVED 2016

Independent Magazine sind Projekte, die eine künstlerische oder soziale Mission haben und sich durch ihren Mut zum Ungewöhnlichen auszeichnen. Sie bieten Raum zum kreativen Austoben und für ausgefallene Ideen. Auf der Editorial-Design-Konferenz QVED in München haben wir viele bemerkenswerte Beispiele gesehen, acht davon stellen wir Ihnen vor. 

„The Outpost“: Hoffnung für junge Araber
Das libanesische „Magazin der Möglichkeiten“ will junge, englischsprachige Araber animieren, anders zu denken und unterschiedliche Perspektiven einzunehmen – in einem Gebiet, in dem Angst und Bedrohung auf der Tagesordnung stehen. The Outpost schaut mit Optimismus nach vorne und sieht eine Welt voller Möglichkeiten.  
www.the-outpost.com

„Lost“: Die innere Landschaft entdecken
Im wahrscheinlich unkonventionellsten Reisemagazin geht es nicht nur um die „physische Aktivität“ Reisen, sondern auch um die Entdeckung des inneren Selbst. Der aus Singapur stammende Nelson Ng lebte in New York, Shanghai und Japan. Die „Kulturschocks“ führten ihn zur Selbstreflexion: Für ihn ist Reisen ein Geisteszustand, durch den man sich auch Unangenehmem aussetzt und daraus lernt. Davon erzählen die Beiträge der Traveller in Lost.
www.lostmagazine.org

„Kwer“: Jede Nummer ein Sammlerstück
Das „Magazin der Abstraktion“ von Dave Großmann und Harmut Friedrich ist ein 10-Jahres-Projekt: Jedes Jahr erscheint eine Ausgabe, die sich auf abstrakte und verspielte Weise einer Zahl von 1 bis 10 widmet. Im Fokus steht der grafische Ausdruck: Für die „1“ steht der Punkt, für die „2“ die Linie, es folgen das Dreieck, Quadrat usw. Damit verbunden sind zur Zahl passende Konzepte, bei der „2“ zum Beispiel die Grenze, Dualismen, Dialoge und Digitalität. Das Magazin hat Sammlerwert. Die erste Ausgabe musste nachgedruckt werden, die zweite ist bereits ausverkauft.
www.kwer-magazin.de

„Das Buch als Magazin“: Literatur und Seelsorge
Redakteur Peter Wagner und Designerin Joanna Mühlbauer machen Lust, alte Bücher neu zu lesen: Jede Ausgabe von „Das Buch als Magazin“ präsentiert einen Klassiker der Literaturgeschichte im Original, auf welchen sich ein zweiter, frei gestalteter Magazinteil bezieht. Wagner und Mühlbauer verstehen sich als „moderne Seelsorger“, wollen sie doch in ihrem Magazin Antworten auf die großen Fragen des Lebens geben – oder zumindest Orientierung ermöglichen. 
www.dasbuchalsmagazin.de

„CUT: Das Magazin zum Selbermachen“
CUT befreit die Handarbeit von ihrem verstaubten Image und kombiniert „Do it yourself“ mit Mode, Design, Innenarchitektur, Reisen und Kunst. In der aktuellen Ausgabe wird dem Schriftenanbieter Monotype eine Plattform geboten, seine Fonts zu präsentieren: Das gesamte Magazin ist mit Monotype-Schriften gestaltet. Darüberhinaus zeichnet es sich durch Kreativität und Liebe zum Detail aus. CUT wurde bereits in verschiedenen Design-Magazinen gefeatured. 
www.cut-magazine.com

„The last newspaper“: Studenten unterwegs
Die Studenten der Uni Münster machen gemeinsam mit ihren Professoren Städtereisen (bisher New York, Rom und Krakau) – und anschließend ein Magazin darüber. Auf der QVED vorgestellt wurde die letzte Ausgabe „KrakAUschwitz“. Die Herausforderung dabei: die Emotionen, die bei der Besichtigung des Konzentrationslagers entstanden, im Magazin erlebbar zu machen.
www.fh-muenster.de

„Schluck: Das anstößige Weinmagazin“
„Schluck ist ein Leidenschaftsmagazin“, so Christian Schärmer. Es ist für Weinliebhaber gedacht, soll unterhalten, aber auch Denkanstöße zum Thema Gastronomie liefern. Für das erste Cover wurde ein Charlie Hebdo-Sujet nachfotografiert, welches bei vielen Leuten für Aufregung sorgte. Doch Schluck möchte provozieren, zum Beispiel mit dem Artikel „Abrechnung mit den Steakfressern“ von Chefredakteur Manfred Klimek. Es soll zweimal jährlich in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol erscheinen.
www.schluck-magazin.de

„Der Filter“: Alles Positive in einem Magazin
Der „Filter“ ist ein Projekt, aus dem am Ende eine Publikation hervorgeht. Der erste „Filter“ führte zum „Blog ohne Text“ und zum „Magazin ohne Bilder“. Andine Müller und Lorenz Pöllmann gewannen dafür den European Design Award. Für den zweiten „Filter“ haben sie die 18 auflagenstärksten deutschen Zeitschriften analysiert und ihre positiven Eigenschaften anschließend in einem Medium vereint. Witziges Detail: Das häufigste Cover-Sujet aller deutschsprachigen Magazine ist eine blonde Frau in einem weißen Oberteil.
www.der-filter.info 

„Quo Vadis Editorial Design?“
QVED
ist die größte europäische Konferenz zum Thema Editorial Design und fand von 25. bis 27. Februar in der alten Kongresshalle München statt. Sie bildet eine Plattform für innovative Magazinmacher, Bildgestalter und Redakteure. Präsentiert werden aktuelle Arbeiten, Einblicke in innovative Projekte und bemerkenswerte Beispiele aus der Praxis.


Fotos: © Anika Reissner, Sonja Huber