Erklär’s mir mit der Ente

Kann ich sperrige Botschaften in die Köpfe der Menschen bringen? Was Kommunikationsexperten von meinem Mathelehrer lernen können ...

Jetzt, zu Schulanfang, denke ich wieder einmal an meinen Mathematikunterricht. Komplizierte Rechenvorgänge waren nie meine Stärke. In der Oberstufe aber hatte ich einen Lehrer, der es schaffte, Integrale, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Co. in meinen Kopf zu bekommen, ohne dass ich Widerwillen empfand.

Unsere Aufgabe als Kommunikatoren – vor allem in der Mitarbeiterkommunikation – ist oft ähnlich. Leider können wir nicht immer nur über das schreiben, was alle ohnehin interessant finden. Auch Sicherheitsnormen, Wachstumsstrategien, Rechtsklauseln müssen mitunter an den Mann und die Frau gebracht werden, Dinge, die vielleicht nicht per se als spannend empfunden werden oder sogar auf Ablehnung und Vorurteile stoßen. Wie schaffen wir es, dass sie trotzdem rezipiert, verstanden, verinnerlicht werden?

Mein Mathematiklehrer hat es vorgemacht. Zuerst einmal brachte er einen Schuss Humor und viel Lokalkolorit in seine Rechenaufgaben. Bei ihm lautete eine Angabe nicht: Wenn ein Auto von Ort A mit Geschwindigkeit X abfährt ..., sondern: Wenn unser Religionslehrer mit seiner alten Ente vom Stift Melk aus mit gewagten 30 km/h lostuckert ... Er hat also das gemacht, was heute mit dem Modewort Storytelling tituliert wird. Selbst den sperrigsten Angaben entlockte er noch eine Geschichte, die bis heute, gut 20 Jahre später, in meinem Kopf haftet.

Sein zweites Erfolgsgeheimnis war, dass er zu jeder mathematischen Aufgabe auch eine praktische Anwendung suchte. Drittens war er ehrlich genug, zuzugeben, dass ich, die ich bestimmt keine naturwissenschaftliche Karriere anstrebte, vieles nie wieder brauchen würde, außer für die Matura. Er gab meinem Lernen also ein nahes, nachvollziehbares, persönliches Ziel. Viertens hörten wir Schüler ihm zu, weil er und seine Ausführungen sympathisch wirkten.

Die meisten mathematischen Formeln und Lösungswege habe ich später nie wieder gebraucht und auch vergessen. Aber ich habe viel darüber gelernt, wie man Wissen weitergibt. Darum denke ich bis heute öfter mal an meinen Mathematiklehrer, wenn ich Kommunikationsstrategien entwickle.

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