Wie man einen Autoscooter kaputt bekommt

Die WIENWOCHE ist ein Festival, das vom 18. September bis 3. Oktober mit 17 unterschiedlichen Projekten aufrütteln, ja stören will. Für das Cover des Programmhefts habe ich das Fotokonzept entwickelt und umgesetzt – und dafür einen alten Autoscooter zuerst hergerichtet, dann demoliert. Die Entstehungsgeschichte in Bildern.

Beitrag von Michael Krebs

Einen Autoscooter zu zerlegen und zu beschädigen ist Schwerarbeit. Das habe ich bei der Umsetzung des Coversujets für die WIENWOCHE 2015 festgestellt. Das Motto des kontroversen, politischen Kulturfestivals des Vereins zur Förderung der Stadtbenutzung lautet „Harmonija, na ja ...“ – es geht um das Verlassen der eigenen Wohlfühlzone; darum, nicht den „goldenen Mittelweg“ zu wählen, sondern zu polarisieren und zu stören, um etwas zu verändern. Das soll auch mein Foto ausdrücken. 

Mit Vorschlaghammer, Flex und Gabelstapler
Meine Idee gefiel den Verantwortlichen, Organisation und Umsetzung überließen sie mir. Dafür standen mir ein geringes Budget, das die Materialkosten deckte, und knapp ein Monat Zeit zur Verfügung. Als das Sujet fertig war, fragten sich einige Leute, ob das Bild mit Photoshop bearbeitet ist. Nein, denn zu dieser Geschichte gehören ein Vorschlaghammer, eine Flex, ein Gabelstapler und eine Nacht im Prater.

1. Diesen ausrangierten Ferrari-Autoscooter habe ich in Deutschland gekauft und von einer Speditionsfirma nach Niederösterreich transportieren lassen.

2. Dann zerlegten mein Vater und ich den Scooter in seine Einzelteile. Mit der Flex schnitten wir Sollbruchstellen aus, um ihn später auch demolieren zu können.

3. Nachdem wir ihn auseinandergenommen und abgeschliffen hatten, lackierten wir den Scooter neu. 

4. Mit dem Gabelstapler zogen wir ihn hoch, tauchten ihn an und ließen ihn gegen eine Baggerschaufel knallen. Der Scooter war jedoch robuster als erwartet, und wir mussten mit der Flex den gesamten vorderen Rahmen entfernen, um dann mit dem Vorschlaghammer das Gehäuse zerstören zu können. 


5. In einer warmen Sommernacht schafften wir den Scooter quer durch Wien zum Prater. Der Betreiber öffnete uns um 1 Uhr das Autodrom, schaltete die Beleuchtung und Musik ein. Das Fotografieren dauerte drei Stunden. 

© Michael Krebs

Neben dem Cover habe ich innerhalb dieses Monats auch die Konzepte und Fotos für 12 der 17 Projekte der WIENWOCHE gemacht, die im Programmheft zu sehen sind. Spannend daran war vor allem, herauszufinden, wie die Verantwortlichen ticken und was ihnen wichtig ist. Und all das neben meiner regulären Arbeit als Fotograf bei Egger & Lerch. 

Alle Veranstaltungen der WIENWOCHE 2015 können übrigens kostenlos besucht werden.